Albert (Abraham) Wirtschafter

  • Geb. am 11.11.1918
  • Geburtsort: Wien
  • Kategorie: Diplomstudiengang
  • Heimatberechtigung: Wien (Wien), Österreich
  • Staatsbürgerschaft: Österreich

Albert war der Sohn von Max (am 28. Oktober 1885 im ungarischen Borszova geboren) und der Schneiderin Amalia Wirtschafter (am 17. Januar 1895 in Czarnków geboren). Er war zwischen Wintersemester 1936/37 und Wintersemester 1937/38 drei Semester an der Hochschule für Welthandel inskribiert. Im Gefolge des 'Anschlusses' von Österreich wurde der jüdische Student Ende August 1938 exmatrikuliert, er erhielt ein Abgangszeugnis.

In der Zwischenzeit hatte der Vater für die ganze Familie einschließlich Alberts Schwester Martha (geb. 4. Mai 1920 in Wien) bei der Auswanderungsabteilung der Fürsorge-Zentrale der Israelitischen Kultusgemeinde Wien einen Antrag auf Unterstützung gestellt. Die verzweifelte soziale und wirtschaftliche Situation, in der sich die Familie in Wien infolge der systematischen Beraubung durch die Nationalsozialisten befand, stellte Max lapidar so dar: "arbeitslos, ohne Vermögen, ohne Geld und ohne jedes Einkommen." Bis zum 9. Januar 1939 blieb die Familie in der Wohnung Burggasse 119/2/12 (7. Wiener Gemeindebezirk) gemeldet, in der sie seit 1922 gewohnt hatte, anschließend hielt sie sich in der Bandgasse 34/1/9 auf (ebenfalls 7. Bezirk). Von hier aus exilierte die Familie im Juni 1939 nach Großbritannien.

Albert war bereits am 1. Dezember 1938 in Palästina angekommen. Hier überlebte er den Zweiten Weltkrieg. Aus der Ehe, die er mit Ruth (geborene Arow) schloss, ging Tochter Edna hervor (Stand: 1957). Seinen eigenen Angaben zufolge schlug er sich in Israel als Verkäufer mit Gelegenheitsarbeiten durch, der erzwungene Abbruch des Studiums machte ihm noch lange nach Kriegsende zu schaffen. Der österreichische „Fonds zur Hilfeleistung an politisch Verfolgte, die ihren Wohnsitz und ständigen Aufenthalt im Ausland haben (Hilfsfonds)“ erkannte zwar im Jahr 1964 an, dass Wirtschafter durch Studienabbruch und Exil als Verfolgter des NS-Regimes einen beruflichen und wirtschaftlichen Schaden erlitten hatte, gestand ihm aber keinen Anspruch auf Entschädigungszahlungen zu. Trotzdem erhielt Wirtschafter von der Republik Österreich eine einmalige "Entschädigung für Ausbildungsschaden".

 

Autor: Johannes Koll

Quellenhinweise

Wirtschaftsuniversität Wien, Universitätsarchiv, Karteikarte und Alte Prüfungsliste.
Archiv der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, Best. Jerusalem, A/W 2589/25, Nr. 9981 und Auswanderungskartei zu Max, Amalie, Albert und Martha Wirtschafter.
Meldeauskunft des Wiener Stadt- und Landesarchivs, GZ MA 8 – B-MEW – 96221-2013.
Österreichisches Staatsarchiv, Archiv der Republik, Finanzen, HF, Zl. 20765 und Zl. 25401.

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