Dfkm. Dr. Josef Zimet

  • Geb. am 22.05.1909
  • Geburtsort: Tarnawka
  • Kategorie: Doktorratsstudiengang
  • Heimatberechtigung: Wien (Wien), Österreich
  • Staatsbürgerschaft: Österreich

Josef war Sohn von Leon Zimet. Er war zwischen Wintersemester 1930/31 und Sommersemester 1936 acht Semester an der Hochschule für Welthandel inskribiert. Nachdem er 1935 die Diplomprüfung abgelegt hatte, wurde ihm die Diplomurkunde Ende Januar 1936 ausgefertigt. Während des Studiums fungierte er zeitweilig als Obmann [Vorsitzender] der Vereinigung jüdischer Hörer an der Hochschule für Welthandel.

Zimets Promotion fiel in den Zeitraum des 'Anschlusses' Österreichs: Die Doktorarbeit reichte er im Juni 1937 unter dem Titel Die Wettbewerbsbeschränkungen der Jahre 1935-36 im Einzelhandel in Österreich ein, und das Erste Rigorosum legte er am 4. Februar 1938 ab, also noch unter dem austrofaschistischen System. Das Zweite Rigorosum hingegen fand erst am 6. Juli 1938 statt, d.h. gut drei Monate nach dem 'Anschluss'.

Zimet gehörte zu den wenigen Angehörigen des jüdischen Glaubens, denen vom NS-Regime gestattet wurde, nach dem Einmarsch der Wehrmacht ihre Promotion abzuschließen; dies hatte im Laufe des Sommersemesters 1938 zu geschehen. So war er einer der sieben jüdischen DoktorandInnen, die am 12. Juli 1938 an der 'Welthandel' promoviert wurden. Entsprechend einer Anordnung des österreichischen Ministeriums für innere und kulturelle Angelegenheiten, das damals unter der Aufsicht von Reichsstatthalter Arthur Seyss-Inquart stand, unterlag die Promotion von jüdischen Doktorandinnen und Doktoranden einer Reihe von Einschränkungen, die diesem akademischen Ereignis jede Würde nehmen sollten:

  • die Promotion hatte unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattzufinden;
  • die Kandidatinnen und Kandidaten durften Verwandten oder Bekannten keine Einladungen zur Promotion zukommen lassen;
  • die akademischen Funktionsträger wie Rektor und Promotor waren gehalten, nicht im Talar aufzutreten;
  • und anstelle der üblichen mündlichen Sponsion hatten die jüdischen DoktorandInnen das Gelöbnis schriftlich abzulegen, indem sie ein vorgedrucktes Formular unterzeichneten.
  • Ansprachen waren nicht zugelassen.

Zimets Antrag auf Befreiung von der Verpflichtung zum Druck der Dissertation wurde vom Professorenkollegium abgelehnt, während ein gleichlautender Antrag eines nicht-jüdischen Doktoranden zum selben Zeitpunkt sehr wohl genehmigt wurde. Dabei war laut § 5 der Promotionsordnung die Möglichkeit gegeben, dass ein Doktorand, der "aus wirtschaftlichen Gründen außerstande ist, die Abhandlung auch nur auszugsweise zu veröffentlichen" und obendrein darlegen konnte, "daß er durch den Aufschub der Promotion ernsten Schaden erleiden würde", von der Veröffentlichungspflicht befreit werden konnte. Obwohl die jüdische Bevölkerung der 'Ostmark' zu diesem Zeitpunkt vom NS-Regime systematisch ihrer Vermögenswerte beraubt wurde, wurde Zimet vom Professorenkollegium ausdrücklich verpflichtet, seine Doktorarbeit im Umfang von drei Druckbögen zu publizieren. Veröffentlicht wurde die Arbeit allerdings schließlich im Umfang von zwei Druckbögen. Am 18. Juli 1938 wurde sein Doktordiplom vom zuständigen Bundesministerium für Handel und Verkehr legalisiert, am folgenden Tag reichte Zimet bei der Hochschule für Welthandel 50 Exemplare seiner Doktorarbeit ein. Aus dem Titel der im Eigenverlag publizierten Fassung war der Begriff "Österreich" eliminiert, sie trug den Titel Wettbewerbsbeschränkungen im Einzelhandel. Eine betriebs- und volkswirtschaftliche Untersuchung.

Gut zweieinhalb Wochen später meldete Zimet sich von der Wohnung in der Pfeilgasse 29/5 (8. Wiener Gemeindebezirk) ab, in der er seit 1932 gewohnt hatte. Das Ziel ist unbekannt, in den Meldeunterlagen ist ohne nähere Erläuterungen nur erwähnt: "ausgewandert". Sein weiteres Schicksal ist unbekannt.

 

Autor: Johannes Koll

Quellenhinweise

Wirtschaftsuniversität Wien, Universitätsarchiv, Studierendenkarteikarte und Akt Doktoren.
Wirtschaftsuniversität Wien, Archiv, Professorenkollegiumssitzung zum 5. Juli 1938.
Wirtschaftsuniversität Wien, Archiv, Präsidialakte 33/1933.
Wirtschaftsuniversität Wien, Katalog der Hauptbibliothek.
Österreichisches Staatsarchiv, Archiv der Republik, Bundesministerium für Handel und Verkehr, Fasz. 577, Zl. 124383-14A/38.
Meldeauskunft des Wiener Stadt- und Landesarchivs, GZ MA 8 – B-MEW-139567/2013.

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