Herbert Wilhelm Ludwig Heller

  • Geb. am 19.09.1922
  • Geburtsort: Wien
  • Kategorie: Diplomstudiengang
  • Heimatberechtigung: Wien (Wien), Österreich
  • Staatsbürgerschaft: Österreich

Herbert Wilhelm Ludwig war Sohn von Friedrich Wilhelm (geb. 26. Januar 1877 in dem böhmischen Ort Komhaus/Mšec, gest. 1. April 1939 in Wien) und Josefine Valerie Heller (geb. 3. Februar 1885 in Wien mit dem Mädchennamen Rückle), die in der Taborstraße 45 (2. Wiener Gemeindebezirk) ein Geschäft für Kunstblumen unterhielt.

Inwieweit sich Herbert vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs an der Hochschule für Welthandel inskribiert hat, lässt sich aufgrund der defizitären Quellenlage nicht mehr feststellen. Tatsache ist, dass ihm 1945 drei Semester als „Wiedergutmachung“ angerechnet wurden. Hierfür könnte ausschlaggebend gewesen sein, dass ihm das Studium in der NS-Zeit schwergemacht worden war, weil er nach den rassistischen Vorstellungen der nationalsozialistischen Ideologie als ‚Mischling‘ gegolten hatte. Denn obwohl er selber wie auch seine Eltern evangelisch getauft waren, wurde die ganze Familie aufgrund der jüdischen Abstammung des Vaters im Sinne der Nürnberger Rassegesetze von 1935 als ‚jüdisch versippt‘ angesehen. Nachzuweisen ist, dass Herbert gleich nach Kriegsende das Diplomstudium aufnahm, das er bereits Ende Juni 1946 erfolgreich beendete. Hieran schloss er das Promotionsstudium an. Mit seiner Doktorarbeit über Das Recht auf den vollen Arbeitsertrag. Eine volkswirtschaftliche Betrachtung wurde er im Juli des folgenden Jahres zum Doktor der Handelswissenschaften promoviert.

Fast die gesamte NS-Zeit über lebte er in der elterlichen Wohnung in der Pfeffergasse 2 (2. Bezirk). Anfang März 1945 zog er in die Peter-Jordan-Straße 43 (19. Bezirk). Hier blieb er bis August 1954. Anschließend übersiedelte er in die Josefstädter Straße 101/12 (8. Bezirk), wo er bis 1958 gemeldet war. In der Zwischenzeit hatte er Gerda (geb. 18. Februar 1927 in Wien, Mädchenname Pelz) geheiratet. In der Josefstädter Straße hatte er auch ein Reisebüro. Dies erleichterte ihm, während des Ungarischen Aufstands von 1956 Verwandte nach Österreich zu holen. Außerdem gründete er in der Nachkriegszeit die Firma Helimpex, die während des Kalten Krieges im Ostgeschäft aktiv war. Seine Handelsbeziehungen in den Ostblock waren wohl dafür verantwortlich, dass Heller in den fünfziger und sechziger Jahren vom ungarischen Staatssicherheitsdienst verdächtigt wurde, in Ungarn für die deutsche und die österreichische Regierung Spionage zu betreiben. Umgekehrt wurde ihm von katholischer Seite zur selben Zeit der Vorwurf gemacht, als „österreichischer Wirtschaftskommunist“ zu wirken. Die Zeitschrift Orientierung. Katholische Blätter für weltanschauliche Information glaubte zu wissen, dass sein Reisebüro in der Josefstädter Straße in Wirklichkeit der Kommunistischen Partei Österreichs gehöre.

 

Autor: Johannes Koll

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Quellenhinweise

Wirtschaftsuniversität Wien, Universitätsarchiv, Karteikarte.
Meldeauskunft des Wiener Stadt- und Landesarchivs, GZ MA 8 – B-MEW – 788156/2013.
Wiener Adreßbuch 1942, 83. Jahrgang, Wien 1942, Bd. 1, S. 403.
Alfred M. Posselt: Die Ehrenarier – Verräter oder geschonte Opfer? Eine zeitgeschichtliche Studie (150 untersuchte Einzelfälle), Wien 1992, S. 90.
Éva Argejó (Hrsg.): Atomzselés cukorka. Adalékok Ötvös Alajos hírszerzői tevékenységéről a váci börtönben keletkezett fogdaügynök-jelentések tükrében, in: Betekintő 2010/2, Dok. 4 und 5, S. 13-16.
Der Kommunismus und die Weltjugendfestspiele in Wien, in: Orientierung. Katholische Blätter für weltanschauliche Information, 23. Jg., Nr. 12/13 vom 30. Juni 1959, S. 141-147.

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