Fritz Erich Himmelmayer

  • Geb. am 16.12.1921
  • Geburtsort: Wien
  • Kategorie: Diplomstudiengang
  • Heimatberechtigung: Wien (Wien), Österreich
  • Staatsbürgerschaft: Österreich

Fritz Erich (Rufname Fritz) war das einzige Kind von Adolf Rosenzweig (20. Oktober 1894 bis 23. Jänner 1927) und Natalie Leopoldine Himmelmayer (geb. 31. August 1898 bis 17. Februar 1966) hervorgegangen ist. Er wurde am Heiligen Abend des Jahres 1921 in St. Paul, der Döblinger Pfarrkirche (19. Wiener Gemeindebezirk), nach römisch-katholischem Ritus getauft. Im Erwachsenenalter trat er aus der Kirche aus.

Nach der Volksschule besuchte Fritz Himmelmayer das Bundes-Realgymnasium des 3. Wiener Bezirks, das sich noch heute als GRg3 in der Hagenmüllergasse 30 befindet. Hier legte er die sogenannte Kriegsmatura ab.

Am 10. Januar 1940 wurde Fritz Himmelmayer in die deutsche Wehrmacht eingezogen. Als Soldat nahm er am Krieg gegen Frankreich (Mai und Juni 1940) teil. Da er aber aufgrund jüdischer Abstammung als Mischling I. Grades galt, wurde er am 18. Dezember 1942 entlassen. Perverserweise wurde das Opfer nationalsozialistischer Stigmatisierung gezwungen, für die deutsche Rüstungsindustrie zu arbeiten. Hierüber berichtete Himmelmayer selber in dem Lebenslauf vom Februar 1948, der sich in seinem Personalakt im Universitätsarchiv der Wirtschaftsuniversität Wien befindet: „Im März 1943 wurde ich in die Wiener-Neustädter Flugzeugwerke dienstverpflichtet, wo ich im Verlaufe eines Jahres die meisten der kaufmännischen Abteilungen des Werkes Fischamend durchlief. Nach Zerstörung dieses Werkes durch Bomben [im Zuge von "Operation Juggler", des ersten alliierten Luftangriffs auf österreichisches Territorium am 13. August 1943, J.K.] wurde ich in einem anderen Zweigwerk stellvertretend in der gesamten technischen und kaufmännischen Leitung eingesetzt. In dieser Stellung verblieb ich bis zu den Kampftagen des Jahres 1945.“

Neben der Dienstverpflichtung bei den Wiener-Neustädter Flugzeugwerken, die während des Zweiten Weltkriegs für den sogenannten „Arbeitseinsatz“ eine eigene Verwaltungsabteilung eingerichtet hatte (Haberfellner/Schroeder 1993, S. 28), hatte Himmelmayers jüdische Abstammung auch Auswirkungen auf dessen Bemühungen, sich an der Hochschule für Welthandel als ordentlicher Hörer für den Diplomstudiengang einzuschreiben. Hierzu schrieb er selber in seinem Lebenslauf von 1948: „Obwohl ich wiederholt versuchte, war es mir vor 1945 nicht möglich, die Inskriptionserlaubnis an der Hochschule für Welthandel in Wien zu erreichen. Trotzdem besuche ich verschiedene Vorlesungen regelmäßig. Als dann am 28. Mai 1945 ebendort der Lehrbetrieb wieder aufgenommen wurde, inskribierte ich sofort das erste Semester. Zufolge meiner zweijährigen qualifizierten Praxis, des sechsjährigen Studienverbotes und der gut bestandenen 1. (allgemeinen) Staatsprüfung, wurden mir drei Semester in den ordentlichen Studiengang eingerechnet, sodaß ich schon am 17. Juni 1946 zur Diplomprüfung für Kaufleute antreten durfte, die ich mit gutem Erfolg bestand.“

Weitere Unterlagen im Universitätsarchiv der Wirtschaftsuniversität Wien belegen, dass Fritz Himmelmayer zwischen Sommersemester 1945 und Sommersemester 1947 an der ‚Welthandel‘ als ordentlicher Hörer inskribiert war, zwischen Wintersemester 1947/48 und Sommersemester 1949 als außerordentlicher Hörer. Sie belegen auch, dass Himmelmayer im Juli 1949 zum Doktor der Handelswissenschaften promoviert wurde, und zwar mit einer Dissertation über das Thema Die Wertsicherungsklauseln in Österreich. Das erste Rigorosum fand am 13. Mai, das zweite Rigorosum am 22. Juni 1949. Gutachter waren Wilhelm Bouffier und Viktor Fux-Eschenegg.

Auf Vorschlag von Professor Bouffier, der nach dem „Anschluss“ Österreichs von den Nationalsozialisten seines Amtes enthoben worden war, wurde er im April 1948 zum Assistenten an Bouffiers Institut für Kleingewerbeforschung bestellt; dieses Amt versah er bis Juni 1950. Vorher war er als Hilfslehrer für kaufmännische Fächer am Technologischen Gewerbemuseum angestellt gewesen (ab 1. September 1946); hierbei handelte es sich um eine technisch-gewerbliche Mittelschule in Wien. Überdies hatte er am 17. März 1947 eine Stelle als Betriebsprüfer im Preisbestimmungsamt der Stadt Wien (Magistratsabteilung 68) angetreten.

Im Anschluss an die Promotion war Fritz Himmelmayer in Wien als Buchprüfer, Helfer in Steuersachen, Steuerberater, gerichtlich beeideter Sachverständiger und Wirtschaftsprüfer tätig. Wohnhaft war er zunächst in der Hagenmüllergasse 21 (3. Wiener Gemeindebezirk), ab 1958 in der Dr. Ludwig Rieger-Straße 28 in Mödling. Im Juli 1977 übersiedelte Himmelmayer nach Hemmingford (Kanada, Provinz Québec), 1987 ließ er sich in den USA nieder.

Am 9. Juni 1945 ehelichte Himmelmayer in der Pfarre Erdberg (3. Bezirk) Erika Kendel, nach der Scheidung heiratete er am 25. Februar 1960 standesamtlich Karin Milda Kalbas. Aus beiden Ehen sind jeweils zwei Kinder hervorgegangen.

Am 4. Oktober 2021 ist Fritz Himmelmayer kurz vor seinem 100. Geburtstag verstorben.

 

Autor: Johannes Koll

Quellenhinweise

Geburts- und Taufbuch von 1921 der Pfarre von Wien-Döbling, Fol. 552, Nr. 1639, https://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/wien/19-doebling/01-33/?pg=268 [12. Mai 2022].
Wirtschaftsuniversität Wien, Universitätsarchiv, Studierendenkarteikarte.
Wirtschaftsuniversität Wien, Universitätsarchiv, Personalakt.
Wirtschaftsuniversität Wien, Universitätsbibliothek, Sign. 60176-C/Ex.1: Fritz E. Himmelmayer: Die Wertsicherungsklauseln in Österreich, Hochschule für Welthandel, Dissertation 1949.
Wirtschaftsuniversität Wien, Protokoll des Professorenkollegiums vom 30. Januar 1948, Bl. 3.
Wernfried Haberfellner/Walter Schroeder: Wiener-Neustädter Flugzeugwerke Gesellschaft m.b.H., Graz 1993.
My Geneology, http://www.genealogy.com/ftm/h/i/m/Karin-M-Himmelmayer-VA/WEBSITE-0001/UHP-0008.html, Eintrag zu Dr. Fritz Erich Eugen Maria Himmelmayer mit weiteren Links zu Familienangehörigen [12. Mai 2022].
Meldeauskunft des Wiener Stadt- und Landesarchivs, GZ MA 8 –B-MEW-1126491-2022.
E-Mail des Meldeamts der Stadtgemeinde Mödling an PD Dr. Johannes Koll (WU Wien) vom 17. Mai 2022.
Alfred M. Posselt: Die Ehrenarier – Verräter oder geschonte Opfer? Eine zeitgeschichtliche Studie (150 untersuchte Einzelfälle), Wien 1992, S. 90.

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