Georg Schüller

  • Geb. am 05.11.1917
  • Geburtsort: Wien
  • Kategorie: Diplomstudiengang
  • Heimatberechtigung: Wien (Wien), Österreich
  • Staatsbürgerschaft: Österreich

Als Mittelschule besuchte Georg Schüller das Realgymnasium Mauer, das ab 1929 im ehemaligen Gräflich Breda'sches Landhaus (Lange Gasse 113-115) untergebracht war und bis zum 'Anschluss' Österreichs an das 'Dritte Reich' von Professor Wilhelm Rainer geleitet wurde. Zwischen Wintersemester 1936/37 und Wintersemester 1937/38 war er drei Semester an der Hochschule für Welthandel inskribiert. Während des Studiums wohnte Schüller in der elterlichen Villa in der Mühlbachergasse 12 (13. Wiener Gemeindebezirk). Als Jude durfte er nach dem Einmarsch der Wehrmacht in Österreich nicht mehr an Lehrveranstaltungen und Prüfungen teilnehmen.

Ende Oktober 1938 verließ Schüller Österreich mit dem Ziel Hollywood. In den USA amerikanisierte er seinen Namen in George K. Schueller. In Kalifornien fand er eine Anstellung am Hoover Institute and Library on War, Revolution, and Peace der Stanford University. An dieser Einrichtung hat er politik- und geschichtswissenschaftliche Schriften veröffentlicht, in denen er sich mit den totalitären Regimen des 20. Jahrhunderts auseinandersetzte. Es entstanden insbesondere Studien über die Führungriege des Dritten Reiches (The Nazi Elite), über das sowjetische Politbüro (beide 1951) und über die Militärführung im sowjetischen Herrschaftsbereich (1956). Am Hoover Institute wird er auch seine erste Ehefrau Elena (geboren am 1. Dezember 1925 als Tochter von Basilius und Valentina Djatschenko, gestorben am 4. September 1995) kennengelernt haben, die 1948 in die USA gekommen war.

Anfang 1950 kehrte Schueller für kurze Zeit in die Mühlbachergasse zurück, behielt aber seinen ordentlichen Wohnsitz im kalifornischen Palo Alto bei. Das Gleiche galt für einen weiteren Aufenthalt in Wien ab Juni 1954. Mittlerweile war er mit Audrey A. Olson (geb. 1924 in St. Paul) verheiratet und Vater eines Sohnes, der im Juli 1953 in Palo Alto auf die Welt gekommen war. Obwohl Schueller noch bis zum Jahr 1957 in der Sauraugasse 9 (13. Gemeindebezirk) gemeldet blieb, verließ er Wien im September 1954. Zuletzt war Schueller in Silver Spring (Maryland) gemeldet. Er starb am 13. Januar 1988.

Besondere Erwähnung verdient das Schicksal des Familienunternehmens Schüller & Co. AG, das 1938 1.000 Arbeiter und Angestellte zählte. Mit seiner Hauptniederlassung in der Zieglergasse 10 (7. Wiener Gemeindebeirk) und weiteren Niederlassungen in Niederösterreich und Budapest wurde die Firma nach dem 'Anschluss' Österreichs 'arisiert' und 1941 von der Adler Textilwerke AG übernommen. Während des Zweiten Weltkriegs wurde der Betrieb in einigen der Werke zeitweilig eingestellt. Georgs Vater, Kommerzialrat Dr. Hans Schüller, musste die Leitung des Unternehmens abgeben; außerdem verlor er unter dem NS-Regime seine Funktion als Vorstand des Verbandes der Handarbeitsgarn- und Nähfadenindustrie. 1948 wurde der Familie ihr Unternehmen zurückgegeben.

 

Autor: Johannes Koll

Quellenhinweise

Wirtschaftsuniversität Wien, Universitätsarchiv, Karteikarte und Alte Prüfungsliste.
Compass. Finanzielles Jahrbuch 1938. Personenverzeichnis, 71. Jg., Wien 1938, S. 1148.
Compass. Kommerzielles Jahrbuch 1938. Österreich, hrsg. von Rudolf Hanel, 71. Jg., Wien 1938, S. 1235.
E-Mail von Carol A. Leadenham (Hoover Institution Archives) an Dr. Johannes Koll (Wirtschaftsuniversität Wien) vom 18. September 2013.
Sam Farr: Tribute to Elena Baskin, in: Congressional Record, Bd. 141, Nr. 139 (Friday, September 8, 1995), S. E1747 f., http://www.gpo.gov/fdsys/pkg/CREC-1995-09-08/html/CREC-1995-09-08-pt1-PgE1747-2.htm [19. September 2013].
Meldeauskunft des Wiener Stadt- und Landesarchivs, GZ MA 8 – B-MEW – 667777/2013.
Ancient Faces, http://www.ancientfaces.com/person/george-k-schueller/84328330 [14. September 2013].
Social Security Death Master File, http://ssdmf.info/by_birthdate/19171105.html [14. September 2013].
Franz Mathis: Big Business in Österreich. Österreichische Großunternehmen in Kurzdarstellungen, Wien 1987, S. 264 f.

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