Halina Karin (geb. Kohn, verh. Dębnicka, verh. Nawrocka)

  • Geb. am 18.02.1917
  • Geburtsort: Krakau (Kraków), Polen
  • Kategorie: Diplomstudiengang
  • Heimatberechtigung: Neumarkt (Nowy-Targ), Polen
  • Staatsbürgerschaft: Polen

Kindheit und Jugend – der familiäre Hintergrund

Halina Karin (bis 1937: Halina Kohn) wurde am 18. Februar 1917 im damals österreich-ungarischen Krakau/Kraków geboren. Sie wuchs im Nowy Targ (Neumarkt) in Galizien am Fuße des Tatra-Gebirges auf. Ihre Eltern waren der Advokat Dr. Bernard Kohn (1870–1934) und dessen zweite Ehefrau Eugenia Scheindel Kohn (geborene Mandel). Während ihrer Kindheit lebte die Familie in verschiedenen Mietshäusern auf dem Rynek, dem zentralen Marktplatz der Stadt (Voit 2013; Książka adresowa 1926, S. 31).

Ihr Vater Bernard war ein angesehener Anwalt und aktives Mitglied mehrerer jüdischer Organisationen wie der orthodox ausgerichteten Kehillah von Nowy Targ, der höchsten nicht-rabbinischen Organisation der jüdischen Gemeinde, oder der humanitären Loge B’nai B’rith (Brzoza). In einer hebräischsprachigen Chronik der 1914 etwa 2.500 Mitglieder zählenden, überwiegend chassidisch-jüdischen Gemeinde von Nowy Targ (siehe Rappaport 2009, S. 231) wird er als unpolitischer, wenngleich frommer Mensch beschrieben, der Interesse an allem zeigte, was die jüdische Öffentlichkeit betraf (Walzer-Fass 1979, S. 159 f.). Dass Bernhard Kohn auch der 1923 gegründeten Gesellschaft für Vorschusszahlungen Towarzystwo Zaliczkowe angehörte, in der sich jüdische wie nicht-jüdische Polen zu relativ günstigen Zinsen Kredite zur Stimulierung von Industrie und Handel gewährten (Brzoza), zeigt allerdings auch, dass er sich jenseits der konfessionellen Zugehörigkeit für das Gemeinwohl seiner Region engagierte.

Über seine lokalpolitischen Tätigkeiten im Stadtrat von Nowy Targ hinausgehend war Bernhard Kohn an einem Punkt in Ereignisse involviert, die in der Folgezeit mit weltgeschichtlichen Entwicklungen im Zusammenhang standen. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs verbrachte der im Exil lebende Wladimir Iljitsch Uljanow, der unter dem Namen Lenin in die Geschichte eingehen sollte, mit seiner Frau Nadeschda Konstantinowna Krupskaja die Sommermonate in Poronin, nicht einmal 20 Kilometer südlich von Nowy Targ. Zwei Tage nach der Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Russland, am 8. August 1914, wurde Lenin von den Behörden nach Nowy Targ bestellt und dort als Russe wegen Spionageverdachts in Arrest genommen (Rappaport 2009, S. 230 f.; Krupskaya 1930, S. 100 f.). Auf Anraten der jüdischen Gemeinde von Poronin suchte Lenin juristischen Beistand bei Bernard Kohn, der ihn im Falle eines Prozesses vertreten sollte. Kohn wandte sich, wie dies schon zuvor polnische Sozialisten aus der Region getan hatten, an den Anwalt und späteren Präsidenten der Polnischen Sozialistischen Partei Zygmunt Marek, der daraufhin – am 11. August – Nadeschda Krupskaja dabei half, einen Brief an Victor Adler, den Begründer der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Österreichs, nach Wien zu schreiben. Dessen Intervention beim österreichischen Innenminister Karl Freiherr Heinold von Udynski führte zur Freilassung Lenins am 19. August 1914; in der Folge konnte der kommunistische Revolutionär ins schweizerische Exil ausreisen (Rappaport 2009, S. 232-234). Im Frühjahr 1917, etwa zwei Monate nach Halina Kohns Geburt, wurde mit Lenins Rückkehr nach St. Petersburg (damals Petrograd, zwischen 1924 und 1991 Leningrad) eine der Voraussetzungen für die Oktoberrevolution von 1917 geschaffen, die den bolschewistischen Parteiführer an die Macht brachte.

In ihrer Kindheit und Jugend im wiederentstandenen Polen der Zwischenkriegszeit ereilten Halina Kohn mehrere familiäre Schicksalsschläge. Als sie neun Jahre alt war, forderte ihr älterer Bruder Adam am 8. November 1926 den polnischen Reserveoffizier Mieczysław Szamrak aufgrund von antisemitischen Beleidigungen bei einem gemeinsamen Restaurantbesuch zum Duell. Adam, der im Sommer 1922 seine Matura am Gymnasium von Nowy Targ mit Auszeichnung bestanden hatte, anschließend Jus im damals polnischen Lwów (Lwiw/Lemberg, heute Ukraine) studiert hatte und Mitglied der zionistischen Studentenverbindung Hasmonea gewesen war, wurde beim Duell im nordpolnischen Grudziądz, wo er zu diesem Zeitpunkt als Verkaufsleiter in der Gummiindustrie tätig war, durch einen Kopfschuss im Alter von 23 Jahren getötet. Wenngleich sich die Untersuchungen zum Fall als schwierig gestalteten, da sich die Sekundanten wie auch Szamrak aufgrund des kolportierten Ehrenkodexʼ in Schweigen hüllten, wurde der Schütze zu zwei Jahren Festungshaft verurteilt. (Walzer-Fass 1979, S. 160 mit falscher Jahresangabe; Gazeta Pohalańska Nr. 27, 2. Juli 1922, S. 4; Czas [Krakau], Nr. 266, 19. November 1926, S. 2; Kurjer Poznański, Nr. 520, 10. November 1926, S. 4; Kurjer Warszawski, Nr. 68, 8. März 1928, S. 16; Chwila [Lwów], Nr. 2754, 19. November 1926, S. 7). Die Frage, ob und inwieweit das Mittel der Gewalt, das ihr Bruder in Form eines Duells wählte, um unter Einsatz seines eigenen Lebens gegen den Antisemitismus der polnischen Gesellschaft einzutreten, auch Halinas Bereitschaft beeinflusste, sich später im bewaffneten Widerstand gegen die nationalsozialistischen Besatzer ihres Heimatlandes (siehe hierzu unten) zu engagieren, lässt sich allenfalls hypothetisch beantworten.

In Halinas 16. Lebensjahr, 1932, starb ihre Mutter Eugenia nach einer langen Krankheit, die sie seit dem Ersten Weltkrieg plagte. Über Eugenia ist nur bekannt, dass sie mit vier Geschwistern in Nowy Targ aufwuchs und ihr Vater Jakob Mandel (14. Dezember 1856 bis 16. Juni 1904) auf dem jüdischen Friedhof dieser Stadt beigesetzt wurde. Sein Grabstein ist übrigens einer der wenigen, die die Verwüstung des Friedhofs durch Nationalsozialisten im Jahr 1942 und die anschließende Nutzung als Stätte für Massenhinrichtungen überstanden haben, mit der jegliche Spuren jüdischen Lebens durch die Besatzungsmacht vernichtet werden sollte.

Zwei Jahre nach ihrer Mutter verlor Halina auch ihren Vater Bernard, sie war somit im Alter von 18 Jahren Vollwaise (Walzer-Fass 1979, S. 160). Als solche besuchte sie im bereits damals von Tourismus und Wintersport geprägten Zakopane das staatliche Mädchengymnasium, das den Beinamen Szarotka (Edelweiß) trug. Ihre Matura absolvierte sie dort im Sommer 1935. Mutmaßlich war Halina für ihren Schulabschluss bei ihrer 17 Jahre älteren Halbschwester Olga und deren Mann in Zakopane untergekommen. Bei Olga handelte es sich um Bernard Kohns Tochter aus erster Ehe; sie hatte 1926 den Hautarzt Dr. Szymon Papier aus Nowy Targ geheiratet, der in Zakopane eine Praxis unterhielt. Später, während des Zweiten Weltkriegs, sollte das Ehepaar ins sowjetische, heute usbekische Buchara flüchten (Archiwum Akt Nowych [AAN], Aktywiści ZPP w obwodzie Buchara. Życiorysy, kwestionariusze, 2/130/0/1.6/210, fol. 143, 265 f.).

 

Studium an der Hochschule für Welthandel

Mit der erlangten Hochschulreife verließ Halina Kohn die Woiwodschaft Krakau und schrieb sich an der Hochschule für Welthandel in Wien ein. Hier war sie zwischen dem Wintersemester 1935/36 und dem Sommersemester 1938 sechs Semester lang für den Diplomstudiengang in Handelswissenschaften inskribiert. Ihre freie wissenschaftliche Arbeit, die leider nicht überliefert ist, schrieb Halina über das in holpriger Grammatik formulierte Thema Wirtschaftsgeographische Betrachtung des polnischen Karpaten und Karpatenvorlandes – ihre Heimatregion. Nachdem Halina in ihrer Gymnasialzeit bereits Französischunterricht besucht hatte – aus einer Zeitungsannonce, in der ihr Vater 1932 nach einer Nachhilfelehrerin mit universitärer Bildung gesucht hatte, ist zu schließen, dass sie sich mit der Sprache nicht leichttat (Nowy Dziennik, 19. August 1932, S. 16) –, schloss sie das sprachliche Pflichtkolloquium nach dem vierten Semester mit Sehr Gut, Englisch sogar mit Auszeichnung ab. Auch den sprachlichen Teil der Diplomprüfungen sowie deren wirtschaftsgeographisch-technologischen Teil absolvierte sie mit gutem Ergebnis. Ihre Betrachtungen des Karpartenvorlandes benotete der Professor für Wirtschaftsgeographie und amtierende Rektor der Hochschule, Bruno Dietrich, hingegen nur als ausreichend.

Während des Studiums war Halina unter unterschiedlichen Wiener Adressen gemeldet (Meldeauskunft des Wiener Stadt- und Landesarchivs): zunächst in der Keilgasse 13 (3. Wiener Gemeindebezirk), im Oktober und November 1937 in der Edelhofgasse 24 (18. Bezirk), im Dezember 1937 in der Weimarer Straße 90 (19. Bezirk) und in der ersten Hälfte des Jahres 1938 in der Reithlegasse 6/4b (19. Bezirk). Zwischen 7. September und 7. November 1938 wohnte sie in der Billrothstraße 18/13 (19. Bezirk). Dazwischen ist sie mehrfach nach Polen gereist.

Anfang des Jahres 1937 nutzte sie vermutlich einen dieser Aufenthalte, um ihren Nachnamen ändern zu lassen. Am 2. Februar 1937 vermeldete eine polnische Zeitung den Antrag der Namensänderung von Halina Kohn in Karska, Kamieńska oder Karin. Unter dem Datum 17. Juli 1937 wurde der letztgenannte Name in ihre Studierendenkartei an der Hochschule für Welthandel eingetragen.

Die Motivation für die Entscheidung für „Halina Karin“ bleibt unklar. Lässt sich eine Eheschließung aufgrund der drei angeführten Wahlmöglichkeiten ausschließen, ist der Grund eventuell in ihrem abgelegten Nachnamen zu finden. Abgeleitet von den Kohanim, die im Jerusalemer Tempel den Altardienst wahrnahmen, ist der Familienname Kohn mit seinen Varianten wie Kohen, Kuhn oder Cohen einer der häufigsten jüdischen Nachnamen; von ihm ließ sich mitunter die ethnisch-religiöse Zugehörigkeit zum Judentum ableiten. Halina Karins Namensänderung geschah zu einer Zeit, in der Jüdinnen und Juden sowohl in ihrer polnischen Heimat als auch in Österreich zunehmend an den Rand der Gesellschaft gedrängt wurden. In Polen breitete sich der Antisemitismus der autoritär regierenden Sanacja-Bewegung nach dem Tod des Staatsoberhauptes Józef Piłsudski 1935 zunehmend aus (Michlic 2006, S. 73 f.): Neben der ansteigenden strukturellen Ausgrenzung wurden zwischen 1935 und 1937 in Polen 79 Jüdinnen und Juden bei antisemitischen Übergriffen getötet und über 500 verletzt (Gilbert 2002, S. 20 f.). Auch in Österreich war Antisemitismus endemisch und gesellschaftsfähig: Im Austrofaschismus sanken die Hemmschwellen für die Ausgrenzung von Jüdinnen und Juden durch den zunächst versteckten, aber in unzählige Lebensbereiche ausgreifenden Antisemitismus (Enderle-Burcel/Reiter-Zatloukal 2018). Auch an Karins Alma Mater, der Wiener Hochschule für Welthandel, „sahen sich die jüdischen Hochschulangehörigen einem starken antisemitischen Lager gegenüber, das sich durch vertikale und horizontale Vernetzungen auszeichnete“ (Koll 2018, S. 843). Dazu kam die überwiegend deutschnationale Einstellung der Professorenschaft (Berger 2017, S. 167), die auch für den Betreuer ihrer Diplomarbeit, Bruno Dietrich, charakteristisch war. So kann gemutmaßt werden, dass Halina als Polin, als Jüdin, möglicherweise als Frau intersektionalen Diskriminierungsformen ausgesetzt war. Ob der ausgreifende Antisemitismus in den beiden Ländern wie auch der Blick ins nationalsozialistische Deutschland der Namensänderung zugrunde lag, ist nicht nachzuweisen; ein Motiv mag er allemal gebildet haben.

In ihrem letzten Jahr an der Hochschule für Welthandel erlebte Halina Karin den Einmarsch der deutschen Wehrmacht in Österreich, die Etablierung eines nationalsozialistischen Regimes in diesem Land, die Nazifizierung aller öffentlichen Lebensbereiche und die Beseitigung der österreichischen Selbständigkeit durch die Integrierung des Landes in das Großdeutsche Reich im Zuge des „Anschlusses“ Österreichs (ab 11. März 1938). Im Gegensatz zu den jüdischen Studierenden aus Österreich und Deutschland, die nach dem „Anschluss“ nicht oder nur in Ausnahmefällen zu Prüfungen zugelassen waren, durfte Halina als ausländische Studierende die Diplomprüfung im Wintersemester 1938 ablegen. Doch gemäß einer Verfügung des nationalsozialistischen Unterrichtsministers Oswald Menghin vom 29. März 1938 (Österreichisches Staatsarchiv, Archiv der Republik, Bundesministerium für Handel und Verkehr, Fasz. 577, Zl. 127120) galt ihre Inskription nur unter Vorbehalt, sie konnte jederzeit widerrufen werden. Abgesehen von diesem Damoklesschwert war die Atmosphäre an der Hochschule seit dem „Anschluss“ Österreichs für jüdische Studierende eine feindliche: Wie aus Publikationen von Peter Berger und Johannes Koll aus dem Jahr 2017 hervorgeht und im Vorstehenden bereits angerissen wurde, bekannten sich die Dozenten – wenn auch in unterschiedlichen Abstufungen – zum Nationalsozialismus; zahlreiche jüdische Studierende mit österreichischer und deutscher Staatsangehörigkeit mussten – wie etliche Einträge in diesem Gedenkbuch zeigen – abrupt ihr Studium beenden (meist ohne Abschluss) oder Prüfungen unter wesentlich höherem psychischem Druck ablegen als ihre „arischen“ Kolleginnen und Kollegen; jüdische Doktoranden und Doktorandinnen wurden um die traditionell festlich gehaltene Promotionsfeier gebracht. Überdies waren Nachrichten über die weitgehende Entrechtung, Verhaftung, Beraubung, Verletzung und zum Teil Ermordung von Jüdinnen und Juden im Gefolge des „Anschlusses“ dem Studium an einer österreichischen Hochschule sicher nicht förderlich.

Trotz dieser bedrückenden Umstände hat Halina ihr Studium an der Hochschule für Welthandel erfolgreich beendet. Ihr Diplom wurde am 10. November 1938 ausgefertigt, zu einem Zeitpunkt also, an dem in manchen Städten des Großdeutschen Reiches unter Einschluss von Wien im Gefolge der vorangegangenen „Reichspogromnacht“ noch Synagogen brannten oder kokelten, Geschäfte jüdischer Eigentümer zertrümmert oder schwer beschädigt waren und zahlreiche Jüdinnen und Juden von NS-Schergen in Gefängnissen brutal misshandelt wurden.

 

Der Weg in den Widerstand

Im Anschluss an ihr Studium in Wien verließ Halina Karin Österreich und zog nach Warschau, wo ein Teil ihrer Familie lebte (Karin de Nawrocki 1979, S. 2). So hatte ihr Onkel Karol Mandel 1920 seine Anwaltskanzlei von Nowy Targ in die polnische Hauptstadt verlegt. In der Shoah wurden er und seine Frau Stefania 1942 im Ghetto von Krzemieniec in der heutigen Ukraine ermordet.

Kurz nach ihrer Ankunft in Warschau trat Karin dem „Bund der Unabhängigen Sozialistischen Jugend“ (Związek Niezależnej Młodzieży Socjalistycznej, ZNMS) bei. Hier lernte sie den späteren Journalisten und Autoren Kazimierz Dębnicki (1919–1986) kennen (Karin de Nawrocki 1979, S. 1). Kazimierz, genannt Kazik, entstammte einer wohlhabenden Warschauer Familie; sein Vater Leon hatte als bekannter Innenarchitekt Geschäfte des berühmten Schokoladenherstellers E. Wedel in ganz Polen eingerichtet. Trotz dieses mutmaßlich bürgerlichen familiären Hintergrunds hatte sich Dębnicki in der Vorkriegszeit leidenschaftlich in der sozialistischen Jugendorganisation engagiert und gegen die Sanacja-Regierung opponiert. Während seines Medizinstudiums an der Universität Warschau trat Kazimierz gegen deren antisemitische (Hochschul-)Politik, die sich beispielsweise in der Einführung eines Numerus Clausus für Jüdinnen und Juden äußerte (vgl. Fritz/ Rossoliński-Liebe/Starek [Hrsg.] 2016), und für die Verteidigung seiner jüdischen Kommilitoninnen und Kommilitonen ein (Abramow-Newerly 2018, S. 160). Der als gutaussehender Charismatiker und brillanter Redner beschriebene Katholik Dębnicki schrieb bereits seit seinem 14. Lebensjahr für die jüdische Kinder- und Jugendzeitung Mały Przegląd; sie wurde von dem jüdischen Arzt, Autor und Pädagogen Janusz Korczak gegründet und herausgegeben, der 1942 im Vernichtungslager Treblinka ermordet wurde und für sein Engagement für Kinder während des Holocausts posthum Berühmtheit und Anerkennung erlangte. In seinem ersten Artikel für Korczaks Zeitung ließ Dębnicki schon im Titel Der Lehrer, der Vorurteile lehrt den Zorn erkennen, mit dem er den Essay verfasst hatte, nachdem ihn sein Biologielehrer kritisiert hatte, er würde „wie ein Jude“ auf seinem Stuhl hocken (Lifton 1991, S. 230 f.). Dem überzeugten Kommunisten Igor/Jerzy (Abramow-)Newerly, der 1930 die Redaktion des Mały Przegląd von Korczak übernommen hatte, galt Dębnicki als Lieblingsschüler, der des Öfteren Gast seiner Familie war (ebd.). Das im Folgenden beschriebene Engagement von Kazimierz Dębnicki während der deutschen Okkupation Polens ist auch vor diesem Hintergrund seiner Jugendjahre zu lesen.

Mit dem Überfall der deutschen Wehrmacht auf Polen im September 1939 nahm sich Dębnicki seiner Mitstreiterin im ZNMS, Halina Karin, an. Wie sie Jahrzehnte später in einer Stellungnahme festhielt, heiratete Kazimierz Karin, die fortan den Nachnamen Karin-Dębnicka führte, um sie als Jüdin vor dem nationalsozialistischen Terror zu schützen (Karin de Nawrocki 1979, S. 2). Wohl einige Monate nach Kriegsbeginn traten beide der Untergrundorganisation Gwardia bei, die im Dezember 1939 aus dem ZNMS hervorgegangen war. Über das Wesen ihrer Schutzehe schienen Halina und Kazimierz selbst ihr näheres Umfeld im Unklaren zu lassen: Der Sohn von Kazimierzʼ Mentor Igor Newerly, der spätere Autor und Komponist Jarosław Abramow-Newerly, beschrieb Halina und Kazimierz in seinen Memoiren retrospektiv als ein Paar, bei dem sich die Partner perfekt ergänzt hätten – zumindest ihm war offenkundig nicht bewusst gewesen, dass die Heirat von Halina und Kazimierz zu einer Schutzehe geführt hatte. Seinen Erinnerungen zufolge war Halina eine zierliche, charmant lachende Brünette gewesen, ein bezauberndes „dunkles Mädchen“ mit schneeweißen Zähnen, Kazimierz blond und stets braungebrannt. Ohnehin hatte der junge Jarosław aber eher Augen für die faszinierenden Fahrräder, mit denen die beiden aus dem Stadtteil Praga in die Genossenschaftskolonie nach Żoliborz, dem Warschauer Viertel der linken Intelligenzija, in dem die Newerlys lebten, zu Besuch kamen (Abramow-Newerly 2018, S. 160 f.). Als ihre Vorkriegsadresse gab Halina später die Zwycięzców Straße in Praga, genauer in der Nachbarschaft Saska Kępa, an, und auch mit Kazimierz lebte sie nach Kriegsbeginn in diesem östlich der Weichsel gelegenen Teil der Stadt. Die Schutzehe mit ihm bewahrte sie vor dem Warschauer Ghetto auf der anderen Seite des Flusses.

Zusammen fanden die jungen Eheleute eine Anstellung bei der Firma Georg Binder. Dieses Unternehmen, das seinen Hauptsitz in Berlin hatte, war darauf spezialisiert, Maschinen und Schrott von Polen nach Deutschland zu transportieren. Als einzige Firma im Generalgouvernement war die Binder Kommanditgesellschaft damit beauftragt, Maschinen für die deutsche Kriegswirtschaft „auszukämmen“, was das Durchforsten nach verwertbaren Material bedeutet (Maschinen-Musterung im GG, 21. August 1943, S. 9). Weil dazu auch Maschinen aus jüdischem Besitz gehörten, war Binder nicht zuletzt in die „Arisierung“ involviert, also in den systematisch betriebenen Raub jüdischen Eigentums durch die nationalsozialistische Besatzungsmacht (Sakowska 1999, S. 51 f.).

Die jüdische Diplomkauffrau (deren offizieller Titel die männliche Form „Diplomkaufmann“ hatte!) Halina Karin-Dębnicka arbeitete in der Binder KG als Sekretärin des Generaldirektors, ihr Mann Kazik im Firmenlager. Die beiden nutzten ihre Anstellung, um einen Beitrag zur Sabotage von deutschen Rüstungsbetrieben zu leisten: Zusammen mit weiteren polnischen Arbeitern mischten sie unter das Altmetall in das Firmengelände eingeschmuggelten Sprengstoff; dieser war dazu bestimmt, die Ladungen nach ihrer Ankunft in deutschen Stahlwerken explodieren zu lassen. Als die Gefahr drohte, entdeckt zu werden, setzten sich Halina und Kazimierz nach einem Aufenthalt in Lwów in den zwischen Radom und Kielce gelegenen Ort Suchedniów ab. Dabei kam Halina zugute, dass sie als Sekretärin des Generaldirektors bei Binder rechtzeitig von Ermittlungen erfahren hatte. In Suchedniów fand sie eine Anstellung als Sekretärin in der Landmaschinenfabrik Tański, dessen Technischer Direktor, Ingenieur Kazimierz Czerniewski, der Cousin einer Kollegin bei Binder war (Dębnicka-Nawrocka 1988/1994). Wie noch unten gezeigt wird, konnte sie auch in Suchedniów für den Widerstand gegen das NS-Regime und polnische Kollaborateure arbeiten.

 

Der Anschlag auf das Spielkasino in der Nähe der Warschauer Gestapo

Von besonderer Bedeutung für die Tätigkeit von Halina Karin-Dębnicka als Untergrundkämpferin war der Kontakt zu Tadeusz Koral (geb. 1910 in Vilnius, gest. 2000 in Warschau), der wie Halina und Kazimierz der konspirativen Gwardia-Gruppe angehörte und ebenfalls zuvor Mitglied im ZNMS gewesen war. Während der deutschen Besatzung Polens spielte Koral in der sozialistischen Widerstandsbewegung eine sehr wichtige Rolle. Zu Kriegsbeginn war er mehrfach verwundet worden, nach einer Wirbelsäulenverletzung geriet er in Gefangenschaft. Im Anschluss an seine Verlegung in ein Warschauer Krankenhaus im April 1940 und der Genesung schloss er sich dann der Gwardia an (Grabski/Grudka 2013, S. 14, FN 27). Im November und Dezember 1941 wurde Koral zum Chef der Sabotageabteilung der „Polnischen Sozialisten“ (Polscy Socjaliści, PS) ausgebildet, dem konspirativen Arm der Polnischen Sozialistischen Partei (Polska Partia Socjalistyczna, PPS). Er selber erhielt den Decknamen „Krzysztof“, seine Sabotageabteilung die Decknamen „Teodor“ und „Oskard“. Diese Abteilung unterstand Leszek Raabe, Gründer der Gwardia und Mitglied des Zentralkomitees der Polnischen Sozialisten, sowie Stanislaw Chuboda, dem Sekretär der PS. Neben Koral gehörten der Sabotageabteilung Wlodzimierz Kaczanowski (Deckname „Michal“) als Stellvertretender Leiter, der Chemiker Alfred Drabarek (Deckname „Fredek“), Ferdynand Grzesik als Geheimdienstchef sowie eben Kazimierz Dębnicki und Halina Karin an (Strzembosz 1983, Oddziały szturmowe konspiracyjnej Warszawy, S. 63-65 und Czarnecki 1994, S. 5). Halina kümmerte sich auch um die Finanzen der klandestinen Gruppierung (Koral 1994, S. 542). In ihrer Funktion bei Georg Binder hatte sie zudem ihren Mitstreiterinnen und Mitstreitern wie Koral Geschäftsreisebescheinigungen im Namen der Firma ausgestellt, die den Widerstandskämpferinnen und -kämpfern Schutz bei Kontrollen und vor Durchsuchungen bot (ebd., S. 542 f.).

Zusammen mit Koral gelang Halina im Mai 1942 in Warschau ein spektakulärer Schlag gegen eine der zahlreichen Initiativen, mit denen die deutsche Besatzungsmacht die Bevölkerung des besetzten Landes finanziell ausnahm. Ihre Aktion richtete sich gegen das Spielkasino in der Szuch-Allee, nur gut einhundert Meter vom Gebäude der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) entfernt. Ursprünglich von der Armee des russischen Zarenreichs, zu dem das sogenannte Weichselland unter Einschluss von Warschau bis zum Ende des Ersten Weltkriegs gehört hatte, als Offiziersmesse gebaut, wurde das Gebäude nach dem Zusammenbruch des Russischen Reiches und der Errichtung der ersten unabhängigen polnischen Republik (1918/19) zu einem Garnisonskasino der polnischen Armee, das in der Zwischenkriegszeit für Bälle, aber auch für militärische Vorträge, Konferenzen und Ausstellungen benutzt wurde. Während des Angriffs der deutschen Wehrmacht auf Polen im September und Oktober 1939 wurden benachbarte Gebäude, die in der Zwischenkriegszeit vom polnischen Kriegsministerium genutzt worden waren, von Bomben getroffen. Das Kasino hingegen blieb von Bombenschäden verschont. Von der deutschen Besatzungsmacht wurde die Einrichtung am 19. Oktober 1940 als Spielkasino für Polinnen und Polen eröffnet. Dem Warschauer Historiker Tomasz Szarota zufolge zeichnete sich das Kasino durch vornehme Speisesäle, Bakkarat- und Roulettetische sowie ein gut ausgestattetes Büffet aus, „an dem das Essen und die Getränke zu den offiziellen Preisen, also fast umsonst [,] verkauft wurden“ (Szarota 1985, S. 225). Deshalb fand es unter Polinnen und Polen Zulauf, während Deutschen der Zutritt offiziell verboten war. Zeitgenössischen Beobachtungen zufolge schloss dies allerdings nicht aus, dass das Spielkasino nicht zuletzt von der Gestapo, seinem unmittelbaren Nachbarn, „abgeschöpft“ wurde. Mehrfach rief der polnische Widerstand zum Boykott des Kasinos auf, weil gut 40 Prozent des Tagesgewinns den deutschen Besatzungsbehörden zugute kam und das Kasino dadurch letztlich die Kriegsmaschinerie des nationalsozialistischen Staates mitfinanzierte. Um Spieler gesellschaftlich zu diskreditieren, veröffentlichte die Untergrundpresse mitunter deren Namen.

Da Boykottaufrufe des polnischen Widerstands nicht die erwünschte Wirkung hatten, griff dessen militärischer Arm, die Polnische Heimatarmee (Armia Krajowa, AK), zum Mittel der Gewalt (zum Folgenden siehe auch Karins eigene Darstellung unter Dębnicka-Nawrocka 1988/1994 sowie Koral 1994, besonders S. 548 f.). Tadeusz Koral und Halina Karin-Dębnicka folgten einer Anregung der „Union für den bewaffneten Kampf“ (Związek Walki Zbrojnej, ZWZ), wie sich die Heimatarmee bis Anfang 1942 nannte, als sie in Verkleidung und mit gefälschten Ausweispapieren, die Karin als die in Polen geborene Deutsche Barbara Zakrewska und Koral als Krzysztof Dziadowski ausgaben, im Frühjahr 1942 zweimal das Spielkasino in der Szuch-Allee betraten. Wie Karin 2007 in einem Interview erläuterte, ging es ihr und Koral bei ihrem ersten Besuch Anfang Mai darum, die Örtlichkeiten für einen geplanten Anschlag in Augenschein zu nehmen. Der zweite Besuch fand am 19. Mai 1942 statt. Erneut betraten Karin und Koral das Kasino, diesmal mit einer Damentasche, die im Gegensatz zu einer Aktentasche nicht an der Garderobe abgegeben werden musste, sondern in das Spielkasino mitgenommen werden durfte. In besagter Damentasche befand sich eine in einen Pullover oder in Zeitungspapier eingewickelte Bombe mit Zeitzünder, die die Chemiker Drabarek und Mieczyslaw Hofman in einem Untergrund-Labor der PS entsprechend präpariert und auf 23 Uhr eingestellt hatten. Obwohl der Kommandeur des Bereichs Warschau der Heimatarmee, Antoni Chruściel, die Anweisung gegeben hatte, die Tasche unter dem Tisch des Croupiers zu platzieren (Strzembosz 1983, Akcje zbrojne podziemnej Warszawy, S. 128 f.), deponierten Karin und Koral die Bombe im Restaurant in der Nähe ihres Tisches hinter einem schweren kirschfarbenen Plüschvorhang. Dieser diente der Verzierung einer dünnen Sperrholzwand, die das Restaurant des Kasinos von den Spieltischen trennte.

Während das Kasinoorchester das Poème des böhmischen Komponisten Zdenĕk Fibich spielte, nahm das konspirative Paar so rasch, doch auch so unauffällig wie möglich ganz in der Nähe der scharf gestellten Bombe eine Mahlzeit ein; wie sich Karin noch Jahrzehnte später erinnerte, war noch nie in ihrem Leben ein Steak so schwer durch ihre Kehle gegangen wie bei dieser Mahlzeit (Dębnicka-Nawrocka 1988/1994). Für den Fall, dass sie „aufgeflogen“ wären oder die Operation durch ein unvorhergesehenes Ereignis in Gefahr geraten wäre, hatten Karin und Koral jeweils eine Ampulle Zyankali bei sich. Zum Glück mussten sie diese „radikale Methode zur Geheimhaltung“ (so Koral 13. November 1945) nicht einsetzen. Denn es gelang ihnen, das Gebäude nach dem Mahl zügig zu verlassen. Aus sicherer Entfernung konnten Koral und Karin sowie mit Pistolen bewaffnete Widerstandskämpfer, die die PS zur Absicherung in der Nähe des Kasinos postiert hatte, wahrnehmen, wie die Bombe gut zehn Minuten später, pünktlich um 23 Uhr, explodierte. Wie wenige Tage später die von der Heimatarmee herausgegebene Untergrundzeitung Biuletyn Informacyjny berichtete, wurden durch die Explosion mehrere Kasinobesucher leicht und sieben weitere Personen schwer verletzt, von denen eine den Verletzungen erlag. Von Todesopfern war auch in später veröffentlichten Quellen die Rede (Koral 1994, S. 549).

Das Attentat von Koral und Karin, die beide zu diesem Zeitpunkt im Untergrund den Rang eines Leutnants innehatten (Koral 13. November 1945), war eine Bestrafung für – und zugleich Warnung vor – Kollaboration der eigenen Landsleute mit der Besatzungsmacht. Mit Blick auf die Nähe des Spielkasinos zum Sitz der Gestapo fügte es darüber hinaus der deutschen Besatzung einen empfindlichen symbolischen Schaden zu – wurde hierdurch doch deren Unverletzlichkeit in Frage gestellt, und zwar zu einer Zeit, in der sich eine Niederlage der deutschen Wehrmacht noch nicht abzeichnete. Zugleich fand der Anschlag in einer Zeit statt, in der Nachrichten über die Deportation der jüdischen Bevölkerung aus anderen polnischen Ghettos und deren Ermordung bei Vilnius sowie in den neu errichteten Vernichtungslagern Chełmno (Kulmhof), Bełżec und Sobibór die Jüdinnen und Juden im Warschauer Ghetto erreichten und zu einer Intensivierung des Widerstands gegen die präzedenzlosen Menschheitsverbrechen der deutschen Besatzungsmacht führten (Sakowska 1999, S. 212-226). Die Bedeutung des Anschlags vom 19. Mai 1942 liegt denn auch darin, dass er deutlich vor den großen polnischen Aufständen von 1943 und 1944 stattfand, die ihrerseits von zunehmenden Anschlägen auf deutsche Personen, deutsche Einrichtungen und einheimische Kollaborateure begleitet waren (vgl. Lehnstaedt 2010, S. 219-223). Zwar hatten die Heimatarmee und andere polnische Widerstandsorganisationen schon vorher immer wieder Anschläge verübt (Jędruszczak 1981, S. 370, 376 f.). Doch der Anschlag vom 19. Mai 1942 berührte fast unmittelbar die Gestapo, die Kernorganisation nationalsozialistischen Terrors.

Das von Koral und Karin durchgeführte Attentat zeitigte allerdings mit Blick auf das Spielkasino keine nachhaltige Wirkung. Die Besucherzahlen gingen zwar nach dem 19. Mai 1942 zeitweilig auf den – immer noch beachtlichen – Stand ca. 1.200 Personen pro Tag zurück, stiegen aber nach einiger Zeit wieder auf das Niveau aus der Zeit vor dem Attentat. „Erst die Folgen eines sowjetischen Luftangriffs in der Nacht vom 12. zum 13.5.1943 verursachten einen raschen Besucherrückgang.“ (Szarota 1985, S. 226) Geschlossen wurde das Kasino am 22. Juli 1944, nachdem es der Betreibergesellschaft schon lange Verluste eingebracht hatte. 1968 wurde das Gebäude abgerissen.

Nicht eingeschätzt werden kann nach derzeitigem Forschungsstand, inwieweit das Attentat von Karin und Koral in den Monaten vor dem Aufstand im Warschauer Ghetto (April/Mai 1943) weitere antideutsche Anschläge inspiriert oder stimuliert hat – beispielsweise den Angriff, den drei Stoßtrupps der sogenannten Volksgarde (Gwardia Ludowa) am Abend des 24. Oktober 1942 im Auftrag des Zentralkomitees der kommunistischen Polnischen Arbeiterpartei (Polska Partia Robotnicza, PPR) in Warschau mit Handgranaten auf das deutsche Restaurant Café Club, die deutsche Bahnhofsgaststätte der Mitropa-Gesellschaft und die Druckerei der Zeitung Nowy Kurier Warzawski verübten, die von den deutschen Besatzungsbehörden in polnischer Sprache herausgegeben wurde (Jędruszczak 1981, S. 378). Noch weiter ging nach der Niederschlagung des Aufstands im Warschauer Ghetto ein Kampfverband der Heimatarmee in der südpolnischen Stadt Jasło. Er griff in der Nacht vom 5. auf den 6. August 1943 das dortige Gestapogefängnis an und befreite die einsitzenden Gefangenen (Jędruszczak 1981, S. 383).

Obwohl die deutschen Sicherheitsbehörden im Generalgouvernement zwischen 1939 und 1944 viele „Erfolge“ in der Bekämpfung des antideutschen Widerstands erzielten (siehe Borodziej 1999), ist es ihnen offenbar nie gelungen, die Täter des Anschlags vom 19. Mai 1942 ausfindig zu machen und wegen dieser Tat zu bestrafen. Mehr noch, ein Blick in die Monatsberichte der Oberfeldkommandantur Warschau zeigt, dass die Apparate des Besatzungsregimes den Anschlag nicht einmal dem linken Lager zuordnen konnten, da er in der Liste der unter „kommunistische Sabotageaktionen“ subsummierten Anschläge fehlt (Bundesarchiv-Militärarchiv Freiburg). Koral wurde zwar im Juli 1942 zusammen mit Ferdynand Grzesik verhaftet, jedoch nicht wegen des Attentats auf das Spielkasino, sondern im Zusammenhang mit der Unterweisung in Sabotagetechniken. Entgegen anderslautenden Aussagen in einigen Büchern über polnische Juden im Zweiten Weltkrieg (Korboński 1989, S. 123, gleichlautend, jedoch mit abweichender Datierung Piotrowski 1998, S. 120) er- und überlebte Tadeusz Koral das Kriegsende, ohne von den NS-Behörden wegen des Attentats vom 19. Mai 1942 belangt worden zu sein. Seine Verhaftung mündete dennoch in einen Leidensweg, der ihn nach „grausamer Untersuchung“ wegen Hochverrats ab Januar 1943 in die Lager Majdanek, Flossenbürg, Groß-Rosen, Dyhernfurth, Mauthausen und Ebensee, einem Außenlager des KZ Mauthausen, führte. Am 6. Mai 1945 von der amerikanischen Armee befreit, kehrte Koral im September nach Polen zurück. Hier nahm er als stellvertretender Woiwode von Olsztyn (1945–1948) – also als Nummer Zwei in diesem großflächigen Verwaltungsbezirk – und als Mitglied des gesetzgebenden Sejm (1947–1952) am politischen Leben aktiv teil (Grabski/Gruber 2013, S. 14, FN 27).

 

Weitere Widerstandsaktivitäten gegen die deutsche Besetzung Polens

Nach dem Anschlag in Warschau konnten Halina Karin und ihr Mann vom Tański-Werk in Suchedniów aus weiterhin Sabotage gegen die deutsche Besatzungsmacht betreiben (zum Folgenden [Koral] 11. Dezember 1945). Zusammen mit dem Maschinenbauingenieur Stefan Nawrocki (geboren am 20. August 1912, gestorben 1999 im Alter von 86 Jahren), der unter den Decknamen „Jurek“ und „Jur“ agierte und später Karins zweiter Ehemann werden sollte, wurden von hier aus Maschinenpistolen verteilt, die in Suchedniów und an anderen Orten des besetzten Landes im Geheimen nach dem Vorbild des britischen Typs „Sten“ (später in Polen in „Jur“ umbenannt) hergestellt wurden. Auf dem Tański-Firmengelände fand die Produktion der Waffen in einem abgelegenen Gebäude statt (Bundesarchiv [BArch] Berlin, S. 6). Sie stand unter der Leitung des bereits erwähnten Technischen Direktors des Tański-Werkes Kazimierz Czerniewski.

Die Initiative zu Bau und Verteilung der Maschinenpistolen in Suchedniów war jedoch auf die regionale AK-Partisanenabteilung zurückgegangen. Diese unterstand Jan Piwnik, der den Decknamen „Ponury“ führte. Zwischen der nach ihrem Kommandanten benannten AK-Gruppe Ponury und der Untergrundwerkstatt in Suchedniów bestanden enge Verbindungen. Dies belegen nicht zuletzt Fotografien, auf denen Stefan Nawrocki als Unteroffizier, der für die Sicherheit der Produktion verantwortlich gewesen sei, Waffen übergab (abgedruckt in Jedynak/Königsberg/Mróz 2013, S. 96). Nawrocki stammte aus dem nahegelegenen Skarżysko-Kamienna, war in einfachen bis ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen und hatte nach dem Abbruch seiner Sekundarschulbildung und seiner unvollendeten Ausbildung zum Maschinenbauer als Schlosser und Schweißer beim Eisenbahnbau gearbeitet (hierzu und zum Folgenden: Syrwid 2018, S. 324 f.). In der Zwischenkriegszeit sympathisierte der Arbeiter mit der PPS, war jedoch kein Parteimitglied. Kurz vor Kriegsbeginn war er auch in einer Munitionsfabrik tätig – ein Umstand, der dem als Autodidakt beschriebenen Nawrocki bei der späteren verdeckten Waffenherstellung zugute gekommen sein mag. Mit dem deutschen Angriff auf Polen wurde Nawrocki in die Armee eingezogen und geriet in deutsche Kriegsgefangenschaft. Im Frühjahr 1940 wurde er über ein Kriegsgefangenenlager in Westfalen im sogenannten Kriegsgefangenen-Mannschaftsstammlager (kurz: Stalag) VI J im rheinischen Krefeld-Fichtenhain interniert. Anfang 1942 wurde Nawrocki zur Zwangsarbeit geschickt, konnte jedoch aus der Gefangenschaft fliehen und sich ins besetzte Polen durchschlagen. Zunächst kehrte er nach Skarżysko-Kamienna zurück, arbeitete dann jedoch erneut als Schlosser in Warschau. Von den deutschen Behörden gesucht, verließ er die Hauptstadt und schloss sich im Juni 1943 im Raum Radom-Kielce der AK-Gruppe Ponury an. Daneben heuerte der Schlosser Nawrocki unter dem falschen Namen „Henry Bazylewicz“ in der Tański-Fabrik an und beteiligte sich an der geheimen Herstellung der „Sten“.

Auch Halina Karin bestätigte Jahrzehnte später einen direkten Zusammenhang zwischen Ponury und der Untergrundwerkstatt: Die Partisanen hätten die Maschinenpistolen genutzt, um vom angrenzenden Wald deutsche Militärzüge anzugreifen, die auf der nahegelegenen Bahnstrecke zwischen Warschau und Krakau verkehrten. An diesen Überfällen nahm auch Stefan Nawrocki teil. Dass sich eine Vergeltungsaktion der Besatzer für diese Angriffe gegen das Dorf Michniów gewendet hat, werde sie nie vergessen, wie Karin als 93-Jährige zu Protokoll gab (Nawrocka 2010). In dem Dorf, wenige Kilometer von der Tański-Fabrik entfernt, tötete die deutsche Ordnungspolizei in einem zweitägigen Massaker im Juli 1943 über 200 Kinder, Frauen und Männer und zerstörte die Häuser und Stallungen; die Menschen, von denen Viele den polnischen Widerstand unterstützt hatten, wurden erschossen, erstochen oder – mitunter bei lebendigem Leib – verbrannt. Einige Bewohner wurden in Konzentrationslager verschleppt oder zur Zwangsarbeit eingezogen. Den Viehbestand sowie Wertgegenstände der ermordeten Dorfbewohner rissen die deutschen Kriegsverbrecher an sich. Die AK-Gruppe Ponury war aber nicht die einzige Empfängerin der Sten- bzw. Jur-Maschinenpistole: Diese Waffe wurde auch den Widerstandskämpfern und -kämpferinnen der „Polnischen Volksarmee“ (Polska Armia Ludowa, PAL) und der Arbeiterpartei der Polnischen Sozialisten (Robotnicza Partia Polskich Socjalistów, RPPS) zur Verfügung gestellt, die beide 1943 gegründet wurden.

Im September 1943 verließ Stefan Nawrocki die Ponury-Einheit. Im Rückblick begründete er die Entscheidung mit der Politik der AK-Führung und seinem Wunsch, eher Kontakt zu den linken Widerstandsgruppierungen zu suchen. Im Januar 1944 trat er der RPPS in Suchedniów bei, engagierte sich in der lokalen Abteilung der PAL und arbeitete auch mit Alfred Drabarek zusammen, dem Chemiker, der die Bombe für das Spielkasino präpariert hatte und nun konspirative Nationalräte in der Region Kielce aufbaute (Syrwid 2018, S. 325 f.) Dass der Kontakt zu Drabarek aufgrund einer Vermittlung durch Halina Karin zustande kam, kann zumindest gemutmaßt werden.

Als Stefan Nawrocki der RPPS beitrat, existierte die Werkstatt, in der er Halina kennengelernt hatte, nicht mehr. Denn am 26. Oktober 1943 wurde die Tański-Fabrik von der Gestapo im Zuge einer Razzia „aufgerollt“. Die Razzia ist auf den Verrat durch Jerzy Wojnowski, genannt „Motor”, zurückzuführen, der als Gestapoagent „Garibaldi“/„Mercedes“ nah am Kommandostab der Gruppe Ponury Spionage betrieb. Nachdem im Zuge der Razzia in der Werkstatt auf dem Tański-Gelände Bauteile und Pläne gefunden worden waren, wurde die Firma liquidiert, der Kaufmännische Direktor und elf Angestellte wurden verhaftet (BArch Berlin, S. 6 f.) Besonders schwer traf es Kazimierz Czerniewski: Zwar befand sich der Technische Direktor während der Razzia auf Dienstreise, wurde aber zu einem späteren Zeitpunkt gefasst, daraufhin gefoltert und über die Konzentrationslager Groß-Rosen und Mauthausen in das KZ Gusen, einem weiteren Außenlager von Mauthausen, in dem polnische politische Gefangene die größte Häftlingsgruppe darstellten, verbracht (Arolsen Archives: Czerniewski). Auch Piwniks Partisanenabteilung wurde – wohl ebenfalls durch Wojnowskis Verrat – getroffen: Zwei Tage nach der Razzia gegen die Tański-Fabrik versetzte ihr die deutsche Wehrmacht einen schweren Schlag (Jedynak 2014, S. 34; Maszczyński 1968, S. 353).

Zu den Verhafteten der Razzia gehörte auch Halina Karin-Dębnicki. Sie wurde in Kielce inhaftiert, zu einem unbekannten Zeitpunkt jedoch freigekauft. Gegenüber den Behörden soll ihr Mann Kazimierz ausgesagt haben, dass „seine Ehefrau“ eine „gläubige Katholikin“ sei, was ihr mutmaßlich das Leben rettete. Dem Historiker Cezary Chlebowski zufolge wurde Halina gemeinsam mit den ebenfalls inhaftierten Zofia Bielecka, Halina Ludwikowska und Tadeusz Marcinowski im November 1943 mit Bestechungsgeldern der Ponury-Gruppe aus dem Gefängnis in Kielce freigekauft (Chlebowski 1984, S. 5). Die genauen Umstände der Freilassung lassen sich nach derzeitigem Forschungsstand allerdings nicht rekonstruieren. Ungeachtet dessen ist davon auszugehen, dass sie nicht nur nicht freigelassen, sondern höchstwahrscheinlich umgebracht worden wäre, wenn die deutschen Sicherheitsbehörden Kenntnis von ihrer jüdischen Abstammung gehabt hätten.

Die geheime Waffenproduktion wurde nach der Gestapo-Razzia zunächst nach Warschau verlegt. Sie kehrte jedoch im Frühjahr 1944 nach Suchedniów zurück ([Koral] 11. Dezember 1945 und Jędruszczak 1981, S. 386). Retrospektiv ordnete Halina Karin ihre Rolle in der Waffenproduktion in bescheidener Weise als gering ein (Halina Nawrocka an Pulkownik, 28. Februar 1988, in: AAN, Akta Zbigniewa Szczygielskiego, 2/1940/0/4.10/383, auch zum Folgenden). Die Tätigkeiten, die sie in demselben Zusammenhang beschrieb, nötigen jedoch zu einer Relativierung: Ihrer Darstellung vom Februar 1988 zufolge hat sie die Befehle „aus den Wäldern“ – also von den bei Suchedniów operierenden Partisanenabteilungen – in einem Fahrradrahmen versteckt an Stefan Nawrocki in die Tański-Fabrik geliefert, die dort vorgefertigten Waffen dann in einem Koffer per Zug nach Warschau zur Endproduktion geschmuggelt und die fertig gestellten Waffen anschließend zum Einsatz durch den Widerstand in den Wäldern um Suchedniów zurücktransportiert – wohlgemerkt unter der ständigen Gefahr, mit den Botschaften oder den Waffen entdeckt zu werden. Dass die erwähnte Razzia vom Oktober 1943 nicht mit der sofortigen Exekution der verhafteten Arbeiter und Arbeiterinnen endete, sei auch auf einen Botengang Halinas zurückzuführen. Demnach soll Kazimierz Dębnicki einen Hinweis erhalten haben, dass eine Durchsuchung des Tański-Firmengeländes bevorstehe. Diesen gab Halina an ihren späteren Ehemann Stefan weiter, der daraufhin während der erwähnten Abwesenheit Czerniewskis und ohne Befehl „aus den Wäldern“ eigenmächtig und in großer Eile die Werkstatt zumindest oberflächlich evakuieren ließ und damit neben den Waffen mutmaßlich auch die Verhafteten rettete.

 

Nach Kriegsende

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Halina Karin wegen ihres Beitrags zum Widerstand gegen die nationalsozialistische Gewaltherrschaft mit dem Tapferkeitskreuz ausgezeichnet (Dębnicka-Nawrocka 1988/1994). Bemerkenswerter Weise fand ihre lebensgefährliche Widerstandstätigkeit gegen das NS-Regime ab 1945 jedoch kaum Erwähnung. Im Gegensatz zu Tadeusz Koral wurde ihr Name nicht einmal auf dem Gedenkstein aufgeführt, der 1974 auf dem Gelände des 1968 abgerissenen Warschauer Spielkasinos errichtet wurde. Dessen Inschrift besagt, dass „Soldaten der Organisation ‚Polnische Sozialisten‘ unter der Führung von ‚Krysztof‘ Tadeusz Koral“ einen Angriff auf das Gebäude verübt haben. Halina Karin und ihr substanzieller Beitrag zum Anschlag auf das Kasino hingegen gerieten in Vergessenheit.

Die Ehe mit Kazimierz, die – wie oben erläutert – von Anfang an den Charakter einer Schutzehe gehabt hatte, wurde in beiderseitigem Einvernehmen geschieden. Mit Dębnicki blieb Halina freundschaftlich verbunden (Karin de Nawrocki 1979, S. 2), heiratete später aber – wie ebenfalls erwähnt – Stefan Nawrocki. Ihm wurde für seine Mitwirkung an der Herstellung der „Sten“-Maschinenpistolen in Suchedniów der Rang eines Majors verliehen, und im Mai 1946 wurde er mit dem Grunwald-Kreuz III. Klasse dekoriert – einem Orden, der „bereits ab dem Jahr 1943 von den kommunistischen Entscheidungsträgern für heldenhafte Taten im bewaffneten Kampf gegen den deutschen Besatzer für die Freiheit und Unabhängigkeit Polens verliehen worden war“ (Czachur/Loew 2022, S. 34).

Am 18. August 1945 schenkte Halina im fast vollständig zerstörten Warschau ihrem Sohn Piotr Nawrocki das Leben. Dieser wuchs in seinen ersten Lebensjahren unter der Obhut einer deutsch-polnischen Amme auf und lernte als erste Sprache Deutsch. Noch zu seiner Einschulung sprach er nur gebrochen Polnisch und musste daher allerlei Hänseleien ertragen.

Seine Eltern Halina und Stefan Nawrocki engagierten sich in ihrem Berufsleben nach Kriegsende zunächst in der sozialistischen PPS. Als eine der Sekretärinnen von Józef Cyrankiewicz, Generalsekretär der PPS und ab 1947 Ministerpräsident der Volksrepublik Polen, arbeitete Halina zunächst nah am Machtzentrum der Partei (Abramow-Newerly 2003, S. 93). Stefan ging in Warschau zwar vorerst erneut einer Tätigkeit im Eisenbahnwesen nach (hierzu und zum Folgenden: Syrwid 2018, S. 326 f.), stieg aber alsbald in der PPS-Hierarchie auf.

So führte eine alte Verbindung Halinas zum beruflich bedingten Wegzug des Paares aus der polnischen Hauptstadt: Im Februar 1946 wurde Stefan Nawrocki zum Starost, dem Kreisverwalter, im nordostpolnischen Kętrzyn (Rastenburg) bestellt. Der Verwaltungskreis liegt in der Woiwodschaft Olsztyn, in der zu diesem Zeitpunkt, wie erwähnt, Tadeusz Koral die zweithöchste Position innehatte. Eine direkte Intervention Korals zur Einsetzung Nawrockis ist zwar nicht belegt. Doch ein retrospektiver Vermerk in einem vertraulichen, parteiinternen Gutachten der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei (Polska Zjednoczona Partia Robotnicza, PZPR) über Stefan aus dem Jahr 1949 legt diese Verbindung mehr als nahe: „Als Genosse Nawrocki 1946 in unseren Bezirk kam, stand er unter dem Einfluss des Genossen Koral Krzysztof aus Olsztyn, ein rechtes PPS-Mitglied, und seine Frau [Halina] war Sekretärin der PK PPS [Powiatowy Komitet = Bezirksausschuss]“ (zitiert in Syrwid 2018, S. 327). Die Einstufung eines Flügels der sozialistischen PPS und seiner Mitglieder ins rechte Spektrum muss vor dem Hintergrund des machtpolitischen Richtungskampfes in Nachkriegspolen gelesen werden. An dessen Ende stand die Fusion der kommunistischen PPR mit der geschwächten sozialistischen PPS zur PZPR im Dezember 1948 und eine klare stalinistische Ausrichtung dieser Regierungspartei. Stefans Amtsantritt als Starost und Halinas Mitgliedschaft im PPS-Bezirksausschuss von Kętrzyn fielen in diese Zeit der Flügelkämpfe und beginnenden Stalinisierung der Volksrepublik. Stefan war neben seiner Funktion als Starost auch als Vorsitzender des Bezirksausschusses der in Kętrzyn bis 1948 dominanten PPS tätig. Wegen der hohen Arbeitsbelastung als Kreisverwalter gab er diese Aufgabe jedoch im Sommer 1947 ab (Letko 2007, S. 184).

Halinas beruflicher Werdegang und ihr parteipolitisches Engagement nach dem Krieg sind hingegen weitaus schwieriger zu rekonstruieren. Nach ihrer Anstellung im Büro von Cyrankiewicz hatte sie zeitweise eine Stelle als Unterreferentin im polnischen Außenministerium inne, das sie im März 1948 auf eigenen Wunsch verließ (Ministerstwo Spraw Zagranicznych 1948, S. 9). Noch im Dezember 1946 gab sie das Haus in der Kawęczyńska-Straße 34 in Warschau – erneut im Bezirk Praga gelegen – als Wohnadresse an, in dem ihr Schwager Szymon Papier seine Arztpraxis hatte. Da ihre Tätigkeit im Bezirksausschuss der PPS von Kętrzyn erst auf die Jahre 1947/1948 datiert wird (Letko 2008, S. 226), liegt die Vermutung nahe, dass Halina Karin-Nawrocka erst zu einem späteren Zeitpunkt nach Nordostpolen übersiedelt und zeitweilig zwischen der Hauptstadt und den Masuren gependelt ist. Dies würde auch Piotrs Aufwachsen bei einer Amme erklären.

Nach kurzer Zeit wurden das neue, gemeinsame Leben als Familie und die parteipolitische Arbeit des Ehepaars in Kętrzyn jäh unterbrochen (zum Folgenden: Syrwid 2018, S. 326 f.): Am 22. März 1949 drangen unbekannte Täter in die Wohnung der Nawrockis ein. Bei dem Überfall wurden der erst dreieinhalbjährige Piotr, dessen Cousine sowie eine ältere Frau – mutmaßlich die erwähnte Amme – schwer verletzt. Der Hintergrund der Tat ist unbekannt. Politische Motive sind aufgrund der Stellung Stefan Nawrockis nicht auszuschließen. Auch wenn Nawrocki historischen Quellen zufolge mit harter Hand, doch als Schlichter auftrat (Letko 2007, S. 182), wurden die Machtränkespiele zwischen PPR und PPS in Kętrzyn heftig ausgetragen. Dazu kommt, dass Halina in einer Sitzung des Bezirksausschusses anlässlich eines Nachbesetzungsverfahrens ihre Opposition zur kommunistischen Partei deutlich betont hatte: „Lieber Parteilose als aus der PPR“ (zit. in ebd., S. 184). Die Fusion zur PZPR von 1948 kann sie nicht gutgeheißen haben. Wenige Tage nach dem brutalen Angriff auf ihre Wohnung verließ Halina fluchtartig die Woiwodschaft Olsztyn und zog zurück nach Warschau. Ihr Mann folgte ihr im Spätsommer desselben Jahres.

Bemerkenswerter Weise brach Halina nach der Rückkehr in die Hauptstadt ihren beruflichen Weg im Machtapparat ab. Sie fand eine Anstellung bei der polnischen Nationalbank. Ihr Mann beantragte im August 1949 seine Abberufung aus Kętrzyn und wurde wenige Tage später zum Starost des Bezirks Warschau-West ernannt. Aus dieser Zeit stammt das genannte Geheimdokument, in dem sein ideologischer Hintergrund angezweifelt und die Empfehlung ausgesprochen wurde, Stefan Nawrocki unter „strenge Obhut und Kontrolle der Partei“ zu stellen (zitiert in Syrwid 2018, S. 327); dass in dem Gutachten auch Halina erwähnt wurde, lässt Raum für die Mutmaßung, dass auch sie unter Beobachtung stand. Nur drei Monate nach Amtsantritt in Warschau wurde Stefan aus der PZPR ausgeschlossen und seines Amtes enthoben. Die offiziell kolportierte Grundlage dieses Entscheids waren seine Mitgliedschaften in AK und PAL im Krieg. Zwar erlangte Nawrocki im Juni 1950 nach einem Berufungsverfahren die Parteimitgliedschaft wieder, weil er sich nach Kriegsende für eine Einheitsfront ausgesprochen habe. Seine politische Karriere allerdings lag in Scherben. Fortan nahm Halinas Ehemann verschiedene vergleichsweise unpolitische, wenngleich hohe Posten in der Wirtschaft ein, und zwar in den Direktionen von Automobilwerken und einer Fabrik für Druckmessgeräte in Warschau, Łódź und Włocławek. Zuletzt war er als Direktor des staatlichen Unternehmens für Sportveranstaltungen in Warschau tätig. Spätestens in diesen Jahren muss der Entschluss Halinas und Stefans zur unten beschriebenen Emigration aus der Volksrepublik Polen gefallen sein. Im August 1957 gab Stefan seinen Parteiausweis zurück. Daraufhin wurde er auf Beschluss des Zentralkomitees der PZPR am 10. Oktober 1957 aus der Partei ausgeschlossen (ebd., S. 327 f.).

Für die Nawrockis muss sich das Herausdrängen aus ihren politischen Ämtern – unabhängig von der Frage, ob der erwähnte Überfall damit im Zusammenhang stand – wie auch der generelle politische Kurswechsel als schwere Niederlage angefühlt haben, hatten sie doch vor, im und nach dem Krieg großes persönliches Engagement in der Arbeit für die sozialistische Partei bewiesen. Ob die Enttäuschungen über die politische Entwicklung in Polen nach der Befreiung von Nationalsozialismus und deutscher Besetzung der Grund dafür waren, Polen zu verlassen, ist nach derzeitigem Forschungsstand nicht belegbar.

 

Von Polen nach Peru

Halinas erster Ehemann, Kazimierz Dębnicki, wurde im Juli 1981 von der israelischen Gedenkstätte Yad Vashem für die Rettung mehrerer Jüdinnen und Juden während des Holocausts, darunter Halina Karin, als Gerechter unter den Völkern geehrt. Dieser Ehrung war unter anderem eine notariell beglaubigte Stellungnahme Karins vorausgegangen, die sie Ende 1979 aus Lima per Luftpost nach Israel geschickt hatte. Es war die peruanische Hauptstadt, in die Halina 1957 mit ihrer Familie emigriert war. Nachdem sie – wie oben gezeigt – schon an der Hochschule für Welthandel Englisch und Französisch belegt hatte, lernte sie in Lima Spanisch. Für ein US-amerikanisches Unternehmen erstellte sie dort Statistiken.

Sohn Piotr besuchte eine englischsprachige Schule in Lima und studierte in den USA Elektroingenieurwesen mit der Spezialisierung Telekommunikation. In diesem Bereich war er auch nach seiner Rückkehr nach Peru erfolgreich tätig. Im Jahr 1996 wurde er zum polnischen Honorarkonsul in der peruanischen Hafenstadt Callao ernannt. Im selben Jahr wurde er in die 126 Tage dauernde Geiselnahme in der japanischen Botschaft in Lima durch die Untergrundbewegung Movimiento Revolucionario Túpac Amaru hineingezogen: In dieser Zeit war Piotr in ständigem Kontakt mit dem dort als Geisel gehaltenen polnischen Geschäftsträger und späteren Botschafter in Peru, Wojciech Tomaszewski. Nach dem blutigen Sturm der japanischen Botschaft erhielt Piotr für seinen Einsatz ein Dankesschreiben der Warschauer Behörden (Matuśkiewicz de Rivas 2012). Er verstarb unerwartet am 14. Januar 2012 im Alter von 66 Jahren in Miami.

Am 20. Oktober 2013 nahm Halina Karin als Ehrengast an der Enthüllung einer Statue zu Ehren von Papst Johannes Paul II. in der peruanischen Stadt Lurín teil. Dem Magazin der polnischen Diaspora in Peru Gazetka Dom Polski zufolge, war sie bereits in ihrer Jugend mit Karol Wojtyła, dem späteren Papst Johannes Paul II., befreundet gewesen. Belege dafür ließen sich in der Recherche nicht auffinden; durch den geringen Altersunterschied, die räumliche Nähe der Wohnorte in der Jugend und die enge Freundschaft Wojtyłas mit Jerzy Kluger, dessen Vater Vorsitzender des jüdischen Komitees von Wadownice und ein Kollege von Halinas Vater war, lässt sich eine Bekanntschaft jedoch als durchaus möglich beschreiben. Das genannte Magazin zeugt in jedem Falle von Halinas Teilhabe in der polnischen Diaspora in Peru – auch im hohen Alter.

Im Dezember 2016 ist Halina Karin kurz vor ihrem 100. Geburtstag in Peru verstorben.

 

Autoren: Johannes Koll und Frederik Lange
Unterstützung bei der Recherche: Regina Zodl und Katharina Graf

Bilder

  • Gedenkstein 1974. Autor Adrian Grycuk CC BY SA 3.0 pl Wikimedia Commons
  • Spielcasino in der Al. Szucha. Aufnahme 1947. Narodowe Archiwum Cyfrowe, Sign. 3/27/0/-/681.

Quellenhinweise

1. Quellen und Quelleneditionen (chronologische Reihenfolge der Ersterwähnung):
Książka adresowa członków żyd. stow humanitarnego „B´ne B´rith“ w Polsce, Krakau 1926.
Nadezhda K. Krupskaya: Memories of Lenin, Allahabad 1930.
Gazeta Pohalańska, Nr. 27, 2. Juli 1922.
Czas (Krakau), Nr. 266, 19. November 1926.
Kurjer Poznański, Nr. 520, 10. November 1926.
Kurjer Warszawski, Nr. 68, 8. März 1928.
Chwila (Lwów), Nr. 2754, 19. November 1926.
K. Bielawski: Cmentarz żydowski w Nowym Targu, unter: Cmentarze żydowskie, http://cmentarze-zydowskie.pl/nowytarg.htm [7. März 2023].
Z historii I Liceum ogółnokształcącego im. Oswalda Balzera w Zakopanem, http://www.absolwencilo-zakopane.pl/historia.htm [8. März 2023].
Absolwenci „ Szarotki” w Zakopanem – matura 1935 rok, http://absolwencilo-zakopane.pl/absolwenci/1935/index.html [7. März 2023].
Archiwum Akt Nowych (AAN), Aktywiści ZPP w obwodzie Buchara. Życiorysy, kwestionariusze, 2/130/0/1.6/210.
Nowy Dziennik, Nr. 226, 19. August 1932.
Wirtschaftsuniversität Wien, Universitätsarchiv, Studierendenkarteikarte und Alte Prüfungsliste.
Meldeauskunft des Wiener Stadt- und Landesarchivs, GZ MA 8 – B-MEW-396937-2022.
Österreichisches Staatsarchiv, Archiv der Republik, Bundesministerium für Handel und Verkehr, Fasz. 577, Zl. 127120.
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Tadeusz Koral: Akcja sabotażewo-dywersyjna „Polskich Socjalistów“, in: Wacław Czarnecki (Hrsg.): Polska Partia Socjalistyczna w latach wojny i okupacji 1939–1945. Księga wspomnień, Bd. 1, Warschau 1994, S. 537-551.
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Carlos Barycki Angulo: Conociendo a nuestros compatriotas: Halina Karin Nandellard de Nawrocki, in: Gazetka Dom Polski, Nr. 17 (Mai 2007), S. 2.
Biuletyn Informacyjny, Jg. 4, Nr. 21 (125) vom 28. Mai 1942, S. 7, unter: http://cyfrowa.chbp.chelm.pl/dlibra/docmetadata?id=4106&from=publication&tab=1 [7. März 2023].; mit Dank an PD Dr. Jochen Böhler (Wien) für den Hinweis.
Tadeusz Koral: Bomba w Kasynie Gry, in: Robotnyk. Centralny organ P.P.S., Nr. 310 (340) vom 13. November 1945, S. 4.
Oberfeldkommandantur Warschau: Monatsbericht für die Zeit vom 16. Mai bis 15. Juni 1942, 23. Juni 1942, in: Bundesarchiv-Militärarchiv Freiburg, RH 53 37, fol. 135–141.
Tadeusz [Koral]: Konspiracyjna produkcja broni, in: Robotnyk. Centralny organ P.P.S., Nr. 348 (378) vom 11. Dezember 1945, S. 4.
Historia suchedniowskiego „Stena“, http://kuznica-suchedniow.com/pliki/plik/historia-suchedniowskiego-stena-1491330114.pdf [7. März 2023].
Karin Nawrocka: Recuerdo de la desesperada lucha de la juventud polaca contra el poderso y cruel ocupante nazi durante la Segunda Guerra Mundial (Años 1939 a 1945), in: Gazetka Dom Polski, Nr. 50 (August 2010), S. 3.
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Yad Vashem, The Righteous Among the Nations Database: Dębnicki Kazimierz, File M.31.2/2017, https://righteous.yadvashem.org/?searchType=righteous_only&language=en&itemId=4014512&ind=536 (mit Fotografien) [7. März 2023].
Halina Nawrocka an Pulkownik, 28. Februar 1988, in: Archiwum Akt Nowych (AAN), Akta Zbigniewa Szczygielskiego, 2/1940/0/4.10/383.
Odznaczenia za zasługi położone w walce z okupantem i udział w pracach konspiracyjnych w okresie okupacji. Uchwała Prezydium Krajowej Rady Narodowej z dnia 29 maja 1946 r., http://www.prawo.pl/akty/m-p-1947-51-327,16912968.html [7. März 2023].
Carlos Barycki Angulo: Entrevista a Piotr Nawrocki, 2. Juni 2008, http://dompolskiperu.blogspot.com/2008/06/entrevista-piotr-nawrocki.html [7. März 2023].
Ministerstwo Spraw Zagranicznych: Dziennik urzędowy 30 (1948), Nr. 7.
Teresa Matuśkiewicz de Rivas: Un adiós a Piotr Nawrocki. Conversación con la Sra. Halina Nawrocka, in: Gazetka Dom Polski, Nr. 68 (März 2012), S. 9.
Jerzy Kluger: Interview 49852. Interview by Viviane Teitelbaum. Visual History Archive, USC Shoah Foundation, 10. Juni 1999, https://vha.usc.edu/testimony/49852 (registrierungspflichtig) [8. März 2023].


2. Literatur (alphabetische Reihenfolge):
Jarosław Abramow-Newerly: Lwy wyzwolone, Warschau 2003.
Jarosław Abramow-Newerly: Lwy mojego podwórka Warschau 2018.
Peter Berger: Die Wiener Hochschule für Welthandel und ihre Professoren 1938-1945, in: Johannes Koll (Hrsg.): „Säuberungen“ an österreichischen Hochschulen 1934-1945. Voraussetzungen, Prozesse, Folgen, Wien/Köln/Weimar 2017, S. 153-195.
Włodzimierz Borodziej: Terror und Politik. Die deutsche Polizei und die polnische Widerstandsbewegung im Generalgouvernement 1939-1944 (= Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte Mainz, Abteilung Universalgeschichte, Beiheft 28), Mainz 1999 (polnische Ausgabe: Terror i polityka. Policja niemiecka a polski ruch oporu w GG 1939-1944, Warschau 1985).
Czeslaw Brzoza: The Jews of Nowy Targ in the Inter-War Period, in: The American Association for Polish-Jewish Studies, http://aapjstudies.org/nowy_targ [7. März 2023].
Waldemar Czachur/Peter Oliver Loew: „Nie wieder Krieg!“ Der 1. September in der Erinnerungskultur Polens und Deutschlands zwischen 1945 und 1989 (= Veröffentlichungen des Deutschen Polen-Instituts Darmstadt, Bd. 37), Wiesbaden 2022.
Gertrude Enderle-Burcel/Ilse Reiter-Zatloukal: Einleitende Streiflichter, in: Dies. (Hrsg.): Antisemitismus in Österreich 1933–1938, Wien/Köln/Weimar 2018, S. 17–33.
Regina Fritz/Grzegorz Rossoliński-Liebe/Jana Starek (Hrsg.): Alma Mater Antisemitica. Akademisches Milieu, Juden und Antisemitismus an den Universitäten Europas zwischen 1918 und 1939 – Academic Milieu, Jews and Antisemitism at European Universities between 1918 and 1939 (= Beiträge zur Holocaustforschung des Wiener Wiesenthal Instituts für Holocaust-Studien, Bd. 3), Wien 2016.
Martin Gilbert: The Routledge Atlas of the Holocaust, 3. Aufl. London/New York 2002.
August Grabski/Piotr Grudka: Polscy Socjaliści w getcie warszawskim, in: Kwartalnik Historii Żydow, 2013, Nr. 1, S. 7–31.
Inauguración del monumento y del parque Juan Pablo II en Lurín, in: Gazetka Dom Polski, Nr. 79 (Oktober/November 2013), S. 11.
Tadeusz Jędruszczak: Die antifaschistische Widerstandsbewegung in Polen 1939 bis 1945, in: Jahrbuch für Geschichte, Bd. 23, hrsg. von der Akademie der Wissenschaften der DDR, Zentralinstitut für Geschichte, (Ost-)Berlin 1981, S. 331-416.
Marek Jedynak/Wojciech Königsberg/Szczepan Mróz: Pułkownik Jan Piwnik „Ponury”. Warschau 2013, http://zbrojownia.cbw.wp.mil.pl :8080/Content/2396/Ponury.pdf [7. März 2023].
Marek Jedynak: Dokumenty do dziejów Zgrupowań Partyzanckich AK „Ponury”. Kielce/Krakau 2014.
Johannes Koll: „Da mosaisch zu den Rigorosen nicht zugelassen“. Verfolgung und Vertreibung von Studierenden an der Wiener Hochschule für Welthandel nach dem ‚Anschluss‘ Österreichs, in: Johannes Koll (Hrsg.): „Säuberungen“ an österreichischen Hochschulen 1934–1945. Voraussetzungen, Prozesse, Folgen, Wien/Köln/Weimar 2017, S. 197-241.
Johannes Koll: „Die Vernichtung der jüdischen Lehr- und Lerntätigkeit“. Antisemitismus an den wissenschaftlichen Hochschulen in Wien bis zum „Anschluss“ Österreichs, in: Gertrude Enderle-Burcel/Ilse Reiter-Zatloukal (Hrsg.): Antisemitismus in Österreich 1933–1938, Wien/Köln/Weimar 2018, S. 823–849.
Johannes Koll/Frederik Lange: Sie legte die Bombe im Kasino, in: DIE ZEIT vom 13. April 2023, S. 19, Online-Fassung unter http://www.zeit.de/2023/16/zweiter-weltkrieg-polen-widerstand-halina-karin-attentat [15. April 2023].
Stefan Korboński: The Jews and the Poles in World War II, New York 1989.
Aleksandra Król: The Gestapo Headquarters at Aleja Szucha, in: 39-45. Chronicles of Terror, http://www.zapisyterroru.pl/dlibra/context?id=context7 [18. März 2022].
Stephan Lehnstaedt: Okkupation im Osten. Besatzeralltag in Warschau und Minsk 1939-1944 (= Studien zur Zeitgeschichte, Bd. 82), München 2010.
Paweł Letko: Polska Partia Socjalistyczna w powiecie kętrzyńskim, cz. I, in: Echa Przeszłości 8 (2007), S. 171–191.
Paweł Letko: Polska Partia Socjalistyczna w powiecie kętrzyńskim, cz. II, in: Echa Przeszłości 9 (2008), S. 209–226.
Betty Jean Lifton: Janusz Korczak. Le roi des enfants, Paris 1991.
Jerzy S. Majewski: Al. Szucha: przed wojną kasyno wojskowe, potem jaskinia hazardu, in: Gazeta Wyborcza, 11.01.2015, https://warszawa.wyborcza.pl/warszawa/7,34862,17226559,al-szucha-przed-wojna-kasyno-wojskowe-potem-jaskinia-hazardu.html?disableRedirects=true [18. August 2022].
Tadeusz Maszczyński: Konfrontacje ze współtwórcami historii najnowszej w Kielecczyźnie, in: Rocznik Muzeum Świętokrzyskiego 5 (1968), S. 349-356.
Joanna Beata Michlic: Poland’s Threatening Other. The Image of the Jew from 1880 to the Present. Lincoln (Nebraska)/London 2006.
Tadeusz Piotrowski: Poland’s Holocaust. Ethnic Strife, Collaboration with Occupying Forces and Genocide in the Second Republic, 1918–1947, Jefferson (North Carolina)/London 1998.
Helen Rappaport: Conspirator. Lenin in Exile, London 2009.
Ruta Sakowska: Menschen im Ghetto. Die jüdische Bevölkerung im besetzten Warschau 1939–1943 (= Klio in Polen, Bd. 2), Osnabrück 1999.
Robert Syrwid: Starostowie Warmii i Mazur w latach 1945–1950. Szkice biograficzne. Olsztyn/Białystok/Warschau 2018; für den Hinweis zu dieser Publikation bedanken wir uns bei Dr. Marek Jedynak (Instytut Pamięci Narodowej Białystok).
Tomasz Strzembosz: Akcje zbrojne podziemnej Warszawy 1939–1944, 2. Aufl. Warschau 1983.
Tomasz Strzembosz: Oddziały szturmowe konspiracyjnej Warszawy 1939–1944, Warschau 1983.
Tomasz Szarota: Warschau unter dem Hakenkreuz. Leben und Alltag im besetzten Warschau 1.10.1939 bis 31.7.1944, Paderborn 1985.
Joanna Voit: Kolejny wykład Barbary Słuszkiewicz onowotarskich kamieniczkach, in: podhale24.pl, 21. Januar 2013, https://podhale24.pl/aktualnosci/artykul/22443/Kolejny_wyklad_Barbary_Sluszkiewicz_o_nowotarskich_kamieniczkach.html [7. März 2023].
Michael Walzer-Fass: Sefer Novi-Ṭarg ṿeha-sevivah, o.O. (Israel) 1979.


3. Genealogische Datenbanken (alphabetische Reihenfolge):
Ancestry.com: Einträge zu Halina Karin und Stefan Nawrocki, http://www.ancestry.com (registrierungspflichtig) [9. Februar 2022].
MyHeritage.com: Einträge zu Halina Nawrocki, Karol Mandel, Olga Papier und Eugenia Scheindel Kohn, http://www.myheritage.at/ (registrierungspflichtig) [5. Januar 2023].

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